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Botanische Mittheilungen
aus den Tropen
herausgegeben
von
Dr. A. F. W. Schimper,
a.O. Professor der Botanik an der Universität Bonn.
Heft 2.
Die epiphytische Vegetation Amerikas
von
A. F. W. Schimper
Mit 4 Tafeln in Lichtdruck und 2 lithographischen Tafeln.
Jena,
1888.
Verzeichniss der benutzten Litteratur.
Einleitung.
Der Urwald im temperirten nördlichen, im tropischen und im antarktischen Amerika 6.
I. Die systematische Zusammensetzung der Epiphytengenossenschaft in Amerika.
Verzeichniss der Gattungen:
Lycopodiaceae, Filices, Liliaceae, Amaryllidaceae 11; Bromeliaceae, Cyclanthaceae, Araceae 12; Zingiberaceae, Orchidaceae 13; Urticaceae, Piperaceae, Clusiaceae, Bombaceae 16; Celastraceae, Aquifoliaceae, Araliaceae, Cornaceae, Saxifragaceae, Cactaceae, Melastomaceae, Onagraceae, Rosaceae 17; Ericaceae, Myrsinaceae, Loganiaceae, Asclepiadaceae, Solanaceae, Scrophulariaceae, Lentibulariaceae 18; Gesneraceae, Bignoniaceae, Verbenaceae, Rubiaceae, Compositae 19.
Gleichartigkeit der systematischen Zusammensetzung
der epiphytischen Genossenschaft in der östlichen
und der westlichen Hemisphäre 20.
Die systematische Zusammensetzung durch die
Structur der Samen und Früchte bedingt 20.
II. Die Anpassungen der Epiphyten an den Standort.
I. Allgemeines.
Entstehung der Epiphytengenossenschaft; Ursachen und Wirkungen epiphytischer Lebensweise 28.
Geschlechtliche und ungeschlechtliche Fortpflanzung 30.
Allgemeine Anpassungen der Vegetationsorgane 32.
Eintheilung der Epiphyten nach dem Modus der Ernährung in vier Gruppen 34.
II. Erste Gruppe.
Nicht angepasste Epiphyten 35.
Grosse Austrocknungsfähigkeit gewisser Epiphyten 35.
Wasseraufspeicherung bei den Epiphyten: alternde Blätter als Wasserspeicher bei den Peperomien und Gesneraceen 37; Knollen: Gesnera; Rubiaceen, Vaccinieen, Melastomaceen, Utricularia. 38; Wasseraufspeicherung in Intercellulargängen: Philodendron cannifolium 41; Wasseraufspeicherung bei den Orchideen 42.
Luftwurzeln der Orchideen und Araceen 46; Fehlen des Velamen bei Stenoptera, Vorkommen desselben bei terrestrischen Epidendrum-Arten 47; assimilirende Wurzeln 47.
Zusammenfassung 50.
III. Zweite Gruppe.
Zufälliges Eindringen gewisser Epiphyenluftwurzeln in den Boden 51.
Das Eindringen der Wurzeln in den Boden zur constanten Eigenschaft geworden 52; Differenzirung in Nähr- und Haftwurzeln 52.
Carludovica 54; Araceen 55; Clusia rosea 56; Ficus 60.
IV. Dritte Gruppe.
Erste Andeutung schwammartiger Wurzelgeflechte 61.
Complicirte Wurzelgeflechte mit Nähr- und Haftwurzeln 61.
Oncidium altissimum 63; Cyrtopodium 63; Anthurium Hügelii 63; Polypodium Phyllitidis und Asplenium serratum 65.
Javanische Farne mit zweierlei Blättern; Dischidia Rafflesiana 66.
V. Vierte Gruppe.
Schwache Entwickelung des Wurzelsystems; Aufspeicherung von Humus und Wasser in den Rosetten epiphytischer Bromeliaceen 67.
Versuche über die Wasseraufnahme durch die Blätter 67. – Fehlen der Wurzeln bei gewissen Tillandsia-Arten 68. – Versuche über die Bedeutung der Schildhaare 69. – Structur der Schildhaare 71.
Einfluss der Wasseraufnahme durch die Blätter auf die Structur der Pflanze: terrestrische und epiphytische Bromeliaceen 73; Eintheilung in rosettenbildende, rasenbildende und langstengelige epiphytische Formen 73; Schutz der äusseren Wasserreservoirs (Cisternen) rosettenbildender Bromeliaceen: Catopsis, Ortgiesia. tillandsioides, Tillandsia flexuosa, Tillandsia bulbosa 74; Unterschied von Spitze und Basis an den Blättern wasseraufspeichernder Rosetten 76; rasenbildende und langstengelige epiphytische Bromeliaceen 73; Reduction der Wasserleitungsbahnen bei den epiphytischen Bromeliaceen 79; die Bromeliaceen des botanischen Gartens zu Lüttich 80.
Erste Anfänge der Anpassungen an Wasseraufnahme durch die Blätter: Pitcairnia 80. Die Wasseraufnahme durch die Blätter eine Ursache, nicht eine Wirkung der epiphytischen Lebensweise 81. Infolge der epiphytischen Lebensweise entstandene Anpassungen 82.
VI. Schlussbetrachtungen.
Die vor der Annahme epiphytischer Lebensweise existirenden nützlichen Eigenschaften durch natürliche Züchtung vervollkommnet 83.
Die Wurzeln der Epiphyten 85.
Die Blätter der Epiphyten 86.
Vergleich der Orchideenluftwurzeln und Bromeliaceenblätter 86. – Tillandsia usneoides und Aëranthus 87.
Extreme Anpassungen durch alle Uebergünge mit den einfachsten verbunden 87.
III. Ueber die Vertheilung der epiphytischen Pflanzenarten innerhalb ihrer Verbreitungsbezirke.
Einfluss von Licht und Feuchtigkeit: Urwald- und
Savannenepiphyten 90; Vorkommen der letzteren auf dem Gipfel der
Urwaldbäume 91. – Etagenartige Gliederung der epiphytischen Vegetation
des Urwalds 91.
Einfluss der Beschaffenheit der Rinde 92; die Bromeliaceen
als erste Ansiedler 92; ungenügsame Epiphyten 94.
Epiphyten der Calebassenbäume 95; der beschuppten Palmen 95; der Baumfarne 97.
Einfluss der Laubdichte 98.
Beziehungen der epiphytischen Vegetation zu derjenigen
anderer Standorte: Bodenvegetation des Urwalds 99;
Aehnlichkeit der epiphytischen Flora und der Felsenflora 100; Unterschiede
derselben 100. – Charakteristische Bestandtheile der
Epiphytengenossenschaft 104.
IV. Ueber die geographische Verbreitung der Epiphyten in Amerika.
Ursache der grossen Areale vieler epiphytischen
Pflanzenarten 106.
Charakter der epiphytischen Vegetation im tropisch-amerikanischen
Urwalde: seine Gleichmässigkeit 107;
Trinidad und benachbarter südamerikanischer Küstenstreifen 110;
Dominica 111; Blumenau 111.
Epiphyten der Savannengebiete: Llanos Venezuelas 114;
Catingas Brasiliens 114; Umgebung von Pernambuco 115; Campos von
Minas Geraes 115; trockene Küstenstriche Mexicos 115; Nord-Chile
und Peru 116; St. Croix und die Jungferninseln 116.
Entstehung der epiphytischen Vegetation der Savannen
aus derjenigen des Urwalds: Beweise dafür 117; Entwickelung
xerophiler Epiphyten im Urwalde, ihre Wanderungen 119.
Die epiphytische Vegetation in Gebirgen: Ihre massenhafte
Entwickelung in der Wolkenregion 121; xerophiler Charakter der
epiphytischen Flora hoher Regionen 122; Verschwinden der Epiphyten
unter der Baumgrenze 122. – Brasilianische Küstengebirge 122; Anden
Mexicos 123. – Epiphytische Vegetation des Himalaya: sie besteht in
den tiefen Regionen aus tropischen, in den oberen aus temperirten
Pflanzenformen 124; klimatische Verhältnisse 125. – Nilgerries 126.
Epiphyten der südlichen Vereinigten Staaten: Zusammensetzung
der epiphytischen Flora 127; ihr tropischer Ursprung 129;
Ursache des Fehlens autochthoner Elemente 130; Rolle der Epiphyten
in der nordamerikanischen Vegetation 131.
Epiphyten Argentiniens: Zusammensetzung der epiphytischen
Flora 133; ihr tropischer Ursprung 135; klimatische Analogie
zwischen Argentinien und den südlichen Vereinigten Staaten 136; Rolle
der Epiphyten in der argentinischen Vegetation 137.
Der indo-malayische Epiphytenherd 139; Wanderung
seiner Bestandtheile nach Japan 139; nach Australien 139.
Die antarktischen Epiphytenherde: Zusammensetzung der
Epiphytenflora des antarktischen Waldgebiets 142; ihr autochthoner
Charakter 143. – Epiphyten Neu-Seelands 146. – Ursachen der
Armuth der epiphytischen Vegetation im antarktischen Amerika und in
Neu-Seeland 146. – Entstehung autochthoner Epiphyten in hohen
Breiten 146.
Die klimatischen Bedingungen epiphytischer Vegetation 147.
Schlussbetrachtungen: Zusammensetzung der Ergebnisse
über die Entwickelung und Wanderung der Epiphyten 151.
Schluss.
Bedeutung der Biologie für die Pflanzengeographie 155; Ursache der physiognomischen Unterschiede der drei amerikanischen Waldgebiete 158.
Amerika war vor dem Einfluss der Kultur theilweise von dichten Wäldern, theilweise von Savannen mit dünnen Holzbeständen, theilweise, aber in geringem Grade, von Wüsten bedeckt. Die dicht bewaldeten Gebiete gehören theils den beiden temperirten Zonen, theils der tropischen an, und zwar besitzt der Urwald in jeder derselben eine charakteristische Physiognomie.
Der nordamerikanische Wald trägt, namentlich im Osten, wesentlich die Züge des europäischen. Er zeigt ebenfalls eine scharfe Differenzirung in Laub- und Nadelholzbestände, von welchen die ersteren im Osten, die letzteren im Westen vorherrschen. Die Baumarten sind allerdings im nordamerikanischen Walde weit zahlreicher als im europäischen; sie gehören aber zum grössten Theile denselben Gattungen an und weichen habituell nicht hinreichend von unseren Waldbäumen ab, um einen wesentlichen physiognomischen Unterschied zu bedingen. Aehnliches gilt von der nur wenig mehr entwickelten Schattenvegetation. von den Schlingpflanzen, die ebenfalls sehr zurücktreten, und von den Epiphyten, die, ausser in den südlichen Staaten, alle zu den Moosen und Flechten gehören.
Der tropische Urwald nimmt den grössten Theil des
äquatorialen Amerika ein. Nach Norden erstreckt er sich nur
bis zum Wendekreis, während er sich in Form eines schmalen
Streifens längs der Ostküste bis zum 30° s. B. fortsetzt. Sein
Die Physiognomie des tropischen Urwalds ist in erster Linie
durch den Kampf um das Licht bedingt, dessen Einfluss in allen
Pflanzenformen des Urwalds zur Geltung kommt, in der ungeheuren
Entwicklung des Laubs, in der oft schirmartigen Verzweigung der
Baume, in den tauartigen Lianen, namentlich aber in den Epiphyten,
die, den Boden ganz verlassend, auf dem Gipfel der Bäume
sich ansiedeln. Wahrend der Boden zwischen den Baumstämmen,
den Lianen und Luftwurzeln oft beinahe keine Pflanzen tragt, prangt
über dem Laubdache eine üppige und artenreiche Vegetation, die
sich der Bäume als Stütze bedient hat, um an das Licht zu gelangen.
Kein Baumzweig wird versuchen, sein Laub im Lichte
auszubreiten, ohne mit seinen epiphytischen Bewohnern in Conflikt
zu gerathen. Umsonst erheben sich die Aeste übereinander, streben
immer mehr nach oben; sie werden bald von Bromeliaceen, Araceen,
Orchideen überwuchert oder gar von dem grauen Schleier der Tillandsia
usneoides ganz umhüllt. Nicht selten erliegt der Wirthbaum,
wenn seine Blätter durch die Hülle der Tillandsia usneoides
nicht durchzudringen vermögen oder seine Aeste durch die sie wie
eiserne Ringe umklammernden Luftwurzeln gleichsam erwürgt werden.
Er stirbt und vermodert, fällt aber selten auf den Boden,
indem die Luftwurzeln gewisser seiner Gaste (Clusia, Feigenbäume
etc.) um seinen Stamm einen vielfach durchgitterten, aber festen
Den antarktischen Urwald, der sich an der Westküste vom 36° s. B. bis nach Feuerland zieht, kenne ich aus eigener Anschauung nicht. Er nähert sich in seiner systematischen Zusammensetzung mehr dem nordamerikanischen als dem tropischen Walde, trägt aber nicht viel weniger als der letztere das Gepräge des Kampfes ums Licht. Lianen und Epiphyten bilden auch im antarktischen Urwald einen hervortretenden Zug, ohne jedoch bei weitem dieselbe Mannigfaltigkeit, wie im tropischen, zu erreichen.
Die Vegetation aller Wälder leidet unter der gegenseitigen Beschattung; der Kampf ums Licht waltet im nordamerikanischen Walde ebenso, wie im tropischen, und doch hat er nur in letzterem auffallende Anpassungen hervorgerufen, sodass diese den physiognomischen Unterschied beider Wälder hauptsächlich bedingen. Eine Naturgeschichte des tropischen Urwalds wird sich daher in erster Linie mit diesen Anpassungen zu beschäftigen haben. Bei keiner der biologischen Pflanzengruppen oder Genossenschaften, in welche die Vegetation des Urwalds eingetheilt werden kann, ist der Einfluss des Kampfes ums Licht so ausgeprägt, wie bei den Epiphyten. Diese erscheinen daher besonders geeignet, uns in die Eigenthümlichkeiten der Vegetation des tropischen Urwaldes und die Existenzbedingungen in demselben einzuführen, die Entwickelung seiner Bestandtheile, die Ursachen seiner gegenwärtigen Physiognomie unserem Verständniss näher zu bringen. Es kommen zwar einige phanerogamischen Epiphyten im südlichen Theil des nordamerikanischen Waldgebiets vor. Dieselben sind aber im Gegensatz zu den Gewächsen, auf oder über welchen sie leben, sämmtlich tropische Colonisten und daher eher geeignet, die Kluft zwischen dem tropischen und dem nordamerikanischen Urwald zu vertiefen, als dieselbe auszufüllen.
Meine erste Bekanntschaft mit den Epiphyten rührt von einer
nur zweiwöchentlichen Excursion nach Florida im Frühjahr
Wenn ich in dieser Arbeit eine relative Vollständigkeit erreichen
konnte, so habe ich es vor Allem der vielseitigen Unterstützung
durch Fachgenossen und Freunde zu verdanken. Ganz
besonders möchte ich meinen Dank aussprechen dem früheren
General-Forstinspektor in Britisch-Indien, Dr.
1. Ein einigermassen vollständiges Verzeichniss der Pflanzenarten, die in Amerika epiphytisch wachsen, kann zur Zeit nicht aufgestellt werden; dazu sind die Standortsangaben in Herbarien und Floren zu unvollständig. Um jedoch ein ungefähres Bild der systematischen Zusammensetzung der Epiphytengenossenschaft in Amerika zu geben, habe ich die Gattungen zusammengestellt, die nach meinen eigenen Beobachtungen oder Angaben in der Litteratur epiphytische Arten enthalten. Obwohl dieses Verzeichniss unzweifelhaft nicht ganz vollständig ist, dürfte es seinen Zweck erreichen, indem die Lücken wesentlich die Orchideen und andere Familien mit zahlreichen epiphytischen Vertretern, oder Formen von äusserst beschränkter Ausdehnung treffen werden.
Es schien mir von Interesse, das Verzeichniss nicht auf die amerikanischen Epiphyten zu beschränken, sondern die übrigen Welttheile mit zu berücksichtigen; letzteres geschah jedoch nicht für die Farne und Orchideen. Die nicht amerikanischen Epiphyten stehen zwischen Klammern; ihr Verzeichniss ist, trotz meiner Bemühungen, jedenfalls weit weniger vollständig geblieben als dasjenige der amerikanischen.
Pteridophyta.
Lycopodiaceae.
Filices.
Monocotyleae.
Liliaceae.
Amaryllidaceae.
Hippeastrum (u. a. Gatt.?). — Brasil.
Bromeliaceae.
Cyclanthaceae.
Araceae.
Die Zahl der Epiphyten führenden Gattungen ist wahrscheinlich eine weit grössere; es lässt sich jedoch aus der Literatur nichts Bestimmtes darüber entnehmen und meine eigenen Beobachtungen erstrecken sich nur auf Philodendron und Anthurium.
Zingiberaceae.
Orchidaceae.
I. Epidendreae.
II. Vandeae.
III. Neottieae.
IV. Cypripedieae.
Dicotyleae.
Urticaceae.
Piperaceae.
Clusiaceae.
Bombaceae.
Celastraceae.
Aquifoliaceae.
Araliaceae.
Cornaceae.
Saxifragaceae.
Cactaceae.
Melastomaceae.
Onagraceae.
Rosaceae.
Ericaceae.
Vaccinieae.
Rhodoreae.
Myrsinaceae.
Loganiaceae.
Asclepiadaceae.
Solanaceae.
Scrophulariaceae
(Wightia gigantea. — Himal. or.)
Lentibulariaceae.
Utricularia. — Trop. Am.
Gesneraceae.
Bignoniaceae.
Verbenaceae.
Rubiaceae.
Compositae.
Senecio parasiticus. — Mexico.
Als erstes allgemeines Ergebniss dieses Verzeichnisses können
wir den Satz aufstellen, dass
Als zweites bemerkenswerthes Ergebniss unserer Liste ist die
2. Manche scharf ausgeprägte Pflanzengenossenschaften, z. B.
diejenigen der Wasserpflanzen, der Strandpflanzen, der Mangrovepflanzen,
verhalten sich denjenigen der Epiphyten insofern ganz
analog, als sie sich ebenfalls hauptsächlich aus bestimmten Familien
recrutiren. Es braucht nur an die Potameen und Nymphacaceen, die
Combretaceen und Rhizophoreen, die Plumbagineen, Cruciferen und
Salsolaceen erinnert zu werden.
Die
Der
Die
Die Samen dieser Categorie sind, wie erwähnt, alle sehr leicht,
ohne jedoch ein so geringes Gewicht, wie diejenigen epiphytischer
Orchideen, zu besitzen. So beträgt das Gewicht eines Samens von
Rhododendron verticillatum 0,000028 Gr., eines solchen von
Aeschynanthus 0,00002, eines solchen von Dendrobium aber nur
0,00000565
Eine andere Eigenthümlichkeit dieser Samen ist, dass sie verschmälert sind, wodurch sie offenbar leicht in enge Spalten und Interstitien gelangen.
Man würde kaum glauben, dass die auf Taf. 6 dargestellten
Samen, Pflanzen
Ueber die Samen einiger wenigen Epiphyten habe ich nichts Bestimmtes erfahren können (Echeveria, Sedum, Amaryllidee aus St. Catharina, Utricularia).
Es geht aus dem Vorhergehenden hervor, dass Samen, die weder in fleischigen Früchten enthalten sind noch staubartige Dimensionen besitzen, wie bei den Orchideen und Farnen, eine ganz bestimmte Structur haben müssen, um unter den Existenzbedingungen auf Baumästen sich weiter entwickeln zu können.
Nachdem das Vorhergehende schon längst geschrieben war,
habe ich eine prägnante Illustration der Richtigkeit des eben aufgestellten
Satzes kennen gelernt. Die öffentlichen Promenaden in und
bei Algier sind vielfach mit Dattelbäumen bepflanzt, deren abgestorbene
Blattbasen einige Zeit unter der grünen Krone persistiren
und Staub und Feuchtigkeit so reichlich aufsammeln, dass sie beinahe
stets Pflanzen ernähren, welche ebenso üppig wie auf dem
Boden gedeihen.
Eigentliche Epiphyten fehlen in Nord-Afrika, aus später zu besprechenden klimatischen Gründen, gänzlich, und in seiner Heimath, der Sahara, geht dem Dattelbaum jeder Epiphyt gänzlich ab. Da der Baum an der Küste nur angepflanzt ist, konnten sich dort noch keine Pflanzen speciell an die Lebensweise in seinen Blattbasen anpassen, während in tropischen Ländern, wie wir später sehen werden, gewisse Pflanzen beinahe nur auf solchen schuppigen Palmenstämmen vorkommen. So gewähren uns die Dattelbäume von Algier, in sehr kleinem Maassstabe, das Bild der ersten Entstehung einer epiphytischen Flora; wir begreifen, dass dieselbe sich keineswegs aus beliebigen Elementen recrutiren konnte, sondern dass ein bestimmter Bau des Samens oder der Frucht dazu erforderlich war.
Wir begreifen nun auch das Fehlen ganzer Familien in der
Epiphytengenossenschaft, z. B. dasjenige der Leguminosen und
Euphorbiaceen, deren stets relativ grosse Samen der Flugapparate
entbehren und nur selten mit fleischigen Hüllen versehen sind, dasjenige
der Acanthaceen im Gegensatz zu den ihnen verwandten
Innerhalb der Familien mit sehr verschiedenartigen Samen oder
Früchten zeigen sich die Epiphyten auf die Gruppen mit Gattungen
beschränkt, wo die genannten Organe den Anforderungen epiphytischer
Lebensweise entsprechen, ohne dass dabei von einer
Familien, die nur ganz vereinzelte Typen enthalten, deren
Samenbau für epiphytische Lebensweise geeignet ist, sind, wenn
überhaupt, nur sehr schwach in der Genossenschaft der Epiphyten
vertreten. So besitzen die Bignoniaceen meist Kapselfrüchte mit
breitgeflügelten Samen, die Gattung Schlegelia aber Beeren; letztere
allein besitzt epiphytische Arten. Die Loganiaceen besitzen sehr
häufig fleischige Früchte; dieselben sind aber stets mit sehr grossen
Samen versehen, ausgenommen Fagraea, deren Arten häufig als
Epiphyten wachsen. Die Gattung Begonia hat meist trockene
Der Bau der Früchte bezw. Samen ist es jedenfalls gewesen,
der in erster Reihe für die Möglichkeit, epiphytische Lebensweise
zu führen, entschieden, den Ausschluss bezw. die Beverzugung gewisser
Gruppen bestimmt,
Die Factoren, welche neben den Eigenschaften der Früchte
und Samen die systematische Zusammensetzung der Epiphytengenossenschaft
beeinflusst haben, können, theilweise wenigstens, vermuthet
werden. So kann es keinem Zweifel unterliegen, dass die
vegetative Organisation für die Befähigung einer Pflanze, auf Baumrinde
zu gedeihen, von ganz wesentlicher Bedeutung ist. Während
wir aber keinen Einfluss der epiphytischen Lebensweise auf Früchte
und Samen zu erkennen vermochten, sind durch dieselbe Sprosse
und Wurzeln in vielen Fallen nachweisbar so modificirt worden,
dass wir in der Regel nicht im Stande sind, das Bild der bodenbewohnenden
Stammpflanze in ihren vegetativen Theilen zu reconstruiren.
Diese Frage wird erst in dem nächsten, den Anpassungen
an epiphytisehe Lebensweise gewidmeten Kapitel des Näheren discutirt
werden. Es ist mir übrigens nicht wahrscheinlich, dass die
Eine grössere Wichtigkeit in letzterer Hinsicht ist wohl dem Umstande zu schenken, dass, wie nachher des Näheren gezeigt werden soll, sämmtliche Epiphyten, auch solche, die in Savannen vorkommen, aus Pflanzen des dichten Urwalds hervorgegangen sind. Dieses dürfte das Fehlen oder starke Zurücktreten in der Epiphytengenossenschaft gewisser sehr fermenreicher Familien mit anscheinend theilweise geeigneten Samen erklären, so der Gräser und Compositen, die, wenn auch im Walde nicht fehlend, doch hauptsächlich Bewohner der Savannen und offener Standorte überhaupt sind.
So wünschenswerth es erscheint, sämmtliche Factoren, welche die systematische Zusammensetzung der Epiphytengenossenschaft beeinflusst haben, kennen zu lernen, so können wir doch mit Sicherheit behaupten, dass dieselbe in ihren hauptsächlichen Zügen durch die Eigenschaften der Früchte und Samen bedingt worden ist.
1. Wie überhaupt jede an eine bestimmte Lebensweise gebundene
Pflanzengenossenschaft, besitzt auch diejenige der Epiphyten
eine von ihrer systematischen Zusammensetzung unabhängige Physiognomie,
in welcher ihre Existenzbedingungen zum Ausdrucke
kommen. Die charakteristischen Züge derselben sind jedoch nicht
sämmtlich als Anpassungen an den Standort aufzufassen;
manche Eigenthümlichkeit der Epiphytengenossenschaft ist nicht
im Kampfe gegen die ungünstigen Existenzbedingungen auf Baumrinde
oder gegen die trotzdem zahlreichen Mitbewerber um dieselbe
entstanden, sondern verdankt ihren Ursprung dem Umstande, dass
der Uebergang aus der terrestrischen zur epiphytischen Lebensweise
nur bei Anwesenheit bestimmter Eigenschaften möglich war.
Sollte unser Klima wesentlich feuchter werden, so würden, wie aus
dem letzten Kapitel dieser Arbeit hervorgeht, eine Anzahl Bürger
unserer Flora, die bisher streng terrestrisch waren, sich der Lebensweise
auf Bäumen anbequemen, oder, wenigstens zunächst, ihre
Organisation zu ändern und ohne aufhören zu müssen, auch auf
dem Boden zu wachsen (z. B. Polypod. vulgare, Hedera). Die in
dieser Weise entstandene epiphytische Vegetation würde keineswegs
aus beliebig zusammengewürfelten Elementen bestehen, sondern,
Ich zweifle nicht, dass in den Tropen eine Anzahl Gewächse,
die sowohl auf Bäumen, wie auf dem Boden wachsen, der epiphytischen
Lebensweise ebensowenig
Wir finden begreiflicherweise jetzt noch unter den Epiphyten alle möglichen Stufen zwischen gar nicht und im höchsten Grade an Lebensweise auf Bäumen angepassten Arten, und die Entscheidung, ob eine bestimmte, günstige Eigenschaft als Anpassung aufgetreten oder vielmehr die Ursache des Uebergangs zum Epiphytismus gewesen, ist in manchen Fällen schwer oder unmöglich. Wir werden jedoch für die wichtigsten Typen versuchen, die Grenze zwischen dem ursprünglich vorhandenen und dem nachträglich entstandenen ungefähr zu ziehen.
Es muss aber gleich betont werden, dass ähnlich, wie die Baumrinde,
2. Zu den Eigenthümlichkeiten der Epiphytengenossenschaft, die nicht zu den Anpassungen an atmosphärische Lebensweise zu rechnen sind, gehören die vorhin besprochenen Eigenschaften ihrer Früchte und Samen, die zwar, einzeln betrachtet, denjenigen einzelner terrestrischer Gewächse ganz analog sind, in ihrer Gesammtheit aber einen sehr charakteristischen Zug darstellen, an welchem, wenn auch nicht als Anpassung, die Eigenschaften des Standorts in deutlicher Weise zum Ausdruck kommen. Ueberhaupt scheinen die im Dienste der geschlechtlichen Reproduction stehenden Organe und Vorgänge durch epiphytische Lebensweise nicht beeinflusst worden zu sein, vielleicht mit Ausnahme der Keimung, die in dieser Hinsicht einer besonderen Untersuchung werth wäre.
Kaum anders, als mit der geschlechtlichen, verhält es sich mit
der vegetativen Reproduction, die bei den Epiphyten im Ganzen
eine weit grössere Rolle spielt, als bei Bodenpflanzen, was wohl
mit der grösseren Unsicherheit der Vermehrung durch Samen und
Einen eigenartigen Fall vegetativer Verbreitung stellt auch,
nach »Never giving fruit, but
propagating itself by producing young plants from buds in the axils
of the sterile bracts below the flowers, which remain in connection
with the parent plant, and thus often forming long colonies
of plants from one tree to the other«
(
Es erscheint mir nicht unmöglich, dass eine solche vegetative Vermehrung von Baum zu Baum bei den Utricularien, die ich nie mit Samen gefunden, vielleicht auch bei Peperomia, eintrete.
Weit größer und allgemeiner ist der Einfluss der epiphytischen Lebensweise auf die Organe der Ernährung und Befestigung gewesen. Die Armuth des Standorts an wässerigen Nährstoffen ist es vorwiegend, die in der Physiognomie der Epiphytengenossenschaft zum Ausdruck kommt; in den verschiedensten Anpassungen scheinen die Mittel, dem Wassermangel zu entgehen, erschöpft worden zu sein. Theilweise sind die diesbezüglichen Vorrichtungen sehr primitiv und unvollkommen, theilweise jedoch derart, dass eine auf dem Gipfel eines Baumes an trockener Rinde befestigte Pflanze über ein reiches, üppige Entwickelung gestattendes Nährsubstrat verfügt.
Der Schutz des aufgenommenen Wassers gegen Verlust durch Transpiration spricht sich ebenfalls in der Organisation der grossen Mehrzahl der epiphytischen Gewächse aus.
Endlich haben auch die namentlich für grössere Pflanzen
schwierigen Verhältnisse der Befestigung am Substrat ihren deutlichen
Die physiognomischen Eigenthümlichkeiten in den vegetativen Organen epiphytischer Gewächse lassen sie sämmtlich auf die eben erwähnten Eigenthümlichkeiten des Standorts, theilweise als Ursachen, theilweise als Wirkungen der epiphytischen Lebensweise auffassen. Es ist uns leicht begreiflich, warum die meisten Epiphyten im Verhältniss zu ihrer Höhe eine sn mächtige flächenartige Ausbreitung besitzen, sei es, dass ihre Sprosse auf der Rinde kriechen, wie bei vielen Farnen, Orchideen, Araceen, den meisten Peperomien, Gesneraceen, Utricularien etc., oder, dass sie im Verhältniss zu ihrer Grösse eine enorme Menge in Spalten und Löcher dringender Wurzeln entwickeln; wir begreifen ebenfalls, warum sie bei aufrechter (Clusia) oder (Orchideen z. B. Dichaea, Hexisea, Cactaceen, manche Gesneraceen, Psychotria parasitica) hängender Lebensweise häufig überall da Wurzeln treiben, wo sie mit einem Aste in Berührung kommen. Wir erkennen darin das Betreben, einerseits die Nährquellen des Substrate möglichst auszunutzen, andererseits sich an demselben möglichst festzuhalten; der letztere Gesichtspunkt ist, wie wir später sehen werden, in manchen Fällen (Araceen e. p., Cactaceen e. p., Clusia etc.) allein in Betracht zu ziehen, wahrend dem Bedürfnisse der Ernährung in anderen die grössere Wichtigkeit beizumessen sein dürfte (kleine Farne, Peperomien etc.).
Wir begeifen ferner, warum die Epiphyten so häufig fleischige
oder lederige Blätter oder sonstige, später zu besprechende Schutzmittel
gegen Transpiration besitzen. Letztere sind in der Epiphytengenossenschaft
in grösster Mannigfaltigkeit vorhanden. Eines
der bei Bodenpflanzen häufigsten dieser Schutzmittel, die Reduction
der transpirirenden Oberfläche, ist jedoch meist schwach entwickelt;
so fällt es namentlich auf, dass die sonst an trockenen Standorten
möglichst gedrungenen, häufig kugeligen Sprosse der Cactaceen in
der Epiphytengenossenschaft Blattgestalt annehmen (Phyllocactus,
Die Anpassungen an epiphytische Lebensweise sind, obwohl sie alle auf die gleichen Ursachen zurückzuführen sind und Aehnliches erreichen, nicht überall gleichartig. Man muss vielmehr, welchen Gesichtspunkt man auch in den Vordergrund stellt, mehrere Gruppen unterscheiden, die, obwohl zum grössten Theil keineswegs aus systematisch verwandten Arten bestehend, doch sehr ähnliche Merkmale zusammenfassen würden. Von den Einflüssen, die sich der Physiognomie der Genossenschaft aufgeprägt haben, ist der Modus der Wasseraufnahme derjenige, der in der Lebensweise, in der Gestalt der Pflanze am auffallendsten und charakteristischsten zum Ausdrucke kommt, sodass nach demselben aufgestellte Categorien oder Gruppen am meisten habituell ähnliche Pflanzen vereinigen; wir haben uns daher für dieses Eintheilungsprinzip entschlossen.
Ein epiphytisch auf einer anderen Pflanze gekeimtes Gewächs
kann auf vier verschiedene Wege in den Besitz der wässerigen
Nährstoffe gelangen, nämlich 1) entweder indem es sich begnügt,
die an der Oberfläche der Wirthpflanze befindlichen auszunutzen,
oder 2) indem es Wurzeln bis in den Boden treibt, oder 3) indem
es sich durch Aufsammeln abfallender Pflanzentheile, Thierexcremente
und atmosphärischen Wassers ein Nahrsubstrat bildet, oder
4) indem es Saugorgane in die Gewebe der Wirthpflanze treibt.
Die Pflanzen der vierten Categorie, die ächten Parasiten, sind, obwohl
man sie der epiphytischen Genossenschaft vielleicht zurechnen
könnte, in dieser Arbeit nicht berücksichtigt. Den drei anderen
1. Manche, wenn auch relativ wenige Vertreter der ersten Gruppe weichen in ihrer Structur von den Pflanzen, die auf dem Boden am Fusse der Bäume wachsen, nicht wesentlich ab. So verhalten sich viele Farne, namentlich Hymenophyllaceen, Lycopodium-Arten, gewisse Anthurium-Arten, die zarten Orchideen der Gattung Stenoptera, sämmtlich Bewohner der dunstreichen unteren Region des Urwalds, wo sie nur auf der rissigen oder bemoosten Rinde alter Bäume, oder noch mehr auf der Wurzelhülle der Baumfarnstämme zu normaler Entwickelung gelangen.
In viel zahlreicheren Fällen kommt der Einfluss des Standorts in der Organisation der Epiphyten zum Vorschein, manchmal allerdings blos in Schutzmitteln einfachster Art gegen die Gefahren des Wassermangels, wie sie allgemein die Bewohner trockener Standorte charakterisiren. Häufig jedoch sind Vorrichtungen zur möglichsten Ausnutzung des Substrats vorhanden, die mit der atmosphärischen Lebensweise in engerem Zusammenhang stehen.
Die Fähigkeit, bei trockenem Wetter zu verwelken und sogar
zu vergilben, und in diesem Zustande längere Zeit, ohne abzusterben,
zu verharren, ist auch, wie Herr Dr.
Grossen Wasserverlust, unter Annahme einer tiefrunzeligen Oberfläche, verträgt, ähnlich wie andere Cacteen, Rhipsalis Cassytha. Immerhin ist hier die Erscheinung weit weniger auffallend als bei genannten Farnen.
Sehr häufig speichern die Blätter selbst das Wasser auf, indem sie mit Wassergewebe, Speichertracheïden oder, selten, mit grossen, zu demselben Zwecke dienenden Intercellularräumen versehen sind.
Das Wassergewebe bildet bei vielen Epiphyten, ähnlich wie bei den meisten mit einem solchen versehenen Bodenpflanzen, eine zusammenhängende Schicht an der Oberseite, zwischen dem grünen Gewebe und der Epidermis; Fälle dieser Art bieten uns namentlich die Peperomien und Gesneraceen, welche, mehr nach Individuen als nach Arten, einen so mächtigen Bestandtheil der epiphytischen Vegetation an schattigen Standorten bilden.
Man nimmt wohl allgemein an, dass das Wassergewebe, gleichzeitig
mit den übrigen Theilen des Blatts, seine definitive Ausbildung
erreicht. Dieses mag in vielen Fällen zutreffen; bei den
epiphytischen Peperomien und Gesneraceen aber, die ich zu untersuchen
Gelegenheit hatte,
Es lag der Gedanke nahe, dass die alternden, sehr wasserreichen
Blätter
Sehr gewöhnlich ist bei anderen Epiphyten das Wasser nicht in den Blattspreiten, sondern in anderen Blatttheilen oder auch in anderem Pflanzenorganen aufgespeichert, aus welchen es den grünen Zellen bei eintretendem Bedürfniss zugeführt wird. Sehr einfache hierher gehörige Fälle liefern Gesnera-Arten, deren mächtige, auf der Baumrinde sich erhebende Knollen sowohl zur Aufspeicherung von Wasser, wie zu derjenigen von Stärke dienen, die grossen Zwiebeln der epiphytischen Amaryllideen und in Indien viele knolligen Rubiaceen, Vaccinieen und Melastomaceen.
Zu den einfach gebauten und wenig vollkommen angepassten
Epiphyten gehören auch einige Utricularia-Arten, von welchen zwei,
die mit prächtigen weißen Blüthen geschmückte, stattliche U. montana
Beide Pflanzen sind, wohl wie sämmtliche Arten des Genus,
wurzellose Gewächse mit zahlreichen, sehr langen Stolonen, die auf
der Rinde kriechend, in Moospolstern oder sonstigen feuchten Stellen
neue Sprosse erzeugen. In der Nähe der Basis der Inflorescenzorgane
sind diese Stolonen zum grossen Theile zu spindelförmigen
Eines unverdienten Rufes erfreut sich die brasilianische Utricularia
nelumbifolia, welche, wenn die nach »Hier«
(d. h.
an den Orgelbergen bei Rio), schreibt »haftet an
den Felsen, 5000 Fuss über dem Meere, eine grosse Tillandsia, die nach
der Weise dieser Bromeliaceen im Grunde ihrer Blattrosette eine
Menge Wasser ansammelt. In diesen Behältern und nur hier allein
schwimmt eine ansehnliche Wasserpflanze mit purpurfarbenen Blumen,
deren kreisrundes Blatt mit dem der Seerose verglichen wird (Utricularia
nelumbifolia). Sie pflanzt sich dadurch fort, dass sie Ausläufer,
wie durch einen Instinkt getrieben, von einer Tillandsia zur
anderen entsendet, die, ihren zufälligen Standorten folgend, sobald
sie einen neuen Wasserbehälter erreicht haben, darin eintauchen
und zu neuen Schösslingen sich entwickeln.«
Diese Angaben stützen
sich auf eine Stelle bei
Die fragliche Stelle lautet im Original folgendermassen:
Like most of its congeners it is aquatic, but what is most curious,
is that it is only to be found growing in the water which collects in
the bottom of the leaves of a large Tillandsia, that inhabits abundantly
an arid rocky part of the mountain, at an elevation of about 5000 feet
above the level of the sea. Besides the ordinary method by seed,
it propagates itself by runners, which it throws out from the base of
the flower stem; this runner is always found directing itself towards
the nearest Tillandsia, when it inserts its point into the water, and
gives origin to a new plant, which in its turn, sends out another sheet;
in this manner I have seen not less than six plants united.« (p. 528.)
Die Sache verhält sich, wie mir Herr
Utricularia nelumbifolia verhält sich nach dem Gesagten ganz
ähnlich wie U. Humboldtii
4. Mannigfachere und vollkommenere Vorrichtungen zeigen uns die epiphytischen Orchideen und Araceen, bei welchen wir zwar auch Formen finden, die sich von Bodenpflanzen in keinem Merkmal wesentlich unterscheiden, während die complicirteren ausserhalb des Rahmens des ersten Typus gehören.
Sehr einfach gebaute Araceen, an deren Habitus die epiphytische
Lebensweise kaum hatte errathen werden konnen, habe
ich sowohl in Brasilien wie in Westindien gesehen, hier Anthurium
dominicense, da mehrere nicht bestimmte, aber wohl in die Verwandtschaft
von A. Harrisii gehörige Arten desselben Genus. Es sind
Pflanzen von mittlerer Grösse, die nur auf bemooster oder sehr
riesiger Rinde gedeihen, auch vielfach auf dem Boden wachsen. Ihre
Zu einer starken Entwickelung des Wassergewebes kommt es
bei den mir bekannten epiphytischen Aroideen nicht. Ein anderer
höchst merkwürdiger Modus der Wasseraufspeicherung zeigte sich
dagegen bei zwei Arten der Gattung Philodendron, von welcher ich
eine, die auf Bäumen bei Blumenau vielfach vorkommt, als Philod.
cannifolium
Philodendron cannifolium ist vielleicht der grösste unter den
mir bekannten Epiphyten der ersten Gruppe. Es stellt eine mächtige,
bis 1 m hohe Rosette dar, deren kurzer und dicker Stamm
durch zahlreiche, starke Wurzeln an den Aesten der Urwaldbäume
befestigt ist. Die Blätter besitzen zungenförmige, von einem dicken
Mittelnerv durchzogene Spreiten und
Dass das im Blattstiel aufgespeicherte Wasser der Spreite zu Gute kommt, liess sich experimentell leicht feststellen. Mehrere Blätter wurden an ihrer Basis abgeschnitten und unversehrt gelassen, während bei anderen die Spreite vom Stiel getrennt wurde. Im Anfang des Versuchs (26. Oktober) waren überall Stiel und Mittelnerv prall mit Wasser gefüllt. Drei Tage später waren die stiellosen Spreiten bereits welk, ihr vorher wasserreicher, glatter Mittelnerv stark geschrumpft und seine Intercellularen beinahe wasserfrei. Dagegen waren die noch mit ihren Stielen versehenen Blätter, sowie die von der Spreite getrennten Stiele äusserlich ganz unverändert. Am 11. November musste, wegen bevorstehender Abreise, der Versuch abgeschlossen werden. Die Objekte waren straff und frisch, mit Ausnahme der stiellosen Spreiten, die beinahe vertrocknet waren. Das Aufschneiden der Stiele ergab, dass diejenigen, welche an Spreiten geblieben waren, sehr grosse Luftblasen enthielten, während in den losen Stielen solche wohl auch vorhanden, aber von viel geringeren Dimensionen waren. In dem einen Stiel fehlten die Luftblasen sogar ganz. Der Versuch stellte also die Bedeutung der Wasseraufspeicherung im Stiel für die Deckung der Transpiration über jeden Zweifel.
5. Auch die epiphytischen Orchideen zeigen meist Einrichtungen
zum Aufsammeln des Wassers. Theils sind die Blätter mit
einem mächtig entwickelten und oft sehr eigenartigen wasserspeichernden
Gewebe versehen, theils findet die Aufspeicherung
des Wassers in den Scheinknollen statt, während die Blätter selbst
dünn bleiben und ein specifisches Wassergewebe entweder ganz entbehren
oder nur schwach entwickelt besitzen. Demnach besitzen
Orchideen mit Scheinknollen meist dünne Blätter, z. B. Arten von
Maxillaria, Catasetum, Oncidium z. Th., Epidendrum z. Th., Arten
ohne Scheinknollen hingegen meist dicke Blätter, z. B. Pleurothallideen,
Oncidium z. Th., Epidendrum z. Th., Ornithocephalus etc.
Mittelformen mit mässig dicken Blättern und schwacher Scheinknollenbildung,
Die fleischigen Blätter der knollenlosen epiphytischen Orchideen
dienen diesen, wie die Knollen, auch zur Aufspeicherung von
Reservestärke und zeigen eine, ihrer dreifachen Function der Assimilation,
Wasser- und Reservestärkebehälter entsprechende, oft
hochgradig differenzirte Structur. Die Wasser aufspeichernden Zellen
sind, wie es
Die Bedeutung der Scheinknollen der Orchideen als Wasserversorger
der Blätter liess sich in ähnlicher Weise, wie für Philodendron
cannifolium, einfach feststellen. Am 26. Oktober (
Ausser den Blättern und Scheinknollen können auch, obwohl jedenfalls nur äusserst selten, die Wurzeln als hauptsächliches Speicherorgan für Wasser dienen. Der einzige mir bekannte Fall dieser Art ist, ausser den nachher zu besprechenden Aëranthus-Arten, Isochilus linearis, eine Laeliee, welche ich in Westindien, Venezuela und Süd-Brasilien theils an schattigen, theils an hellen Standorten hin und wieder fand. Die sehr langen, steifen Sprosse sind dünn und mit ebenfalls dünnen, kleinen Blättern versehen; Scheinknollen fehlen ganz, dagegen sind die Wurzeln auffallend dick und saftig. Die mikroskopische Untersuchung der letzteren ergab, dass ihr mächtiges Rindenparenchym, ganz ähnlich wie in so vielen Scheinknollen, zahlreiche grosse Wasserzellen zwischen stärkeführenden enthielt. Versuche habe ich allerdings, aus Mangel an Zeit, mit dieser Art nicht anstellen können.
Ein stark entwickeltes Wassergewebe oder Speichertracheiden in
den Blättern oder Scheinknollen kommt bei weitem der grossen Mehrzahl
der epiphytischen Orchideen, die ich auf meinen tropischen Reisen
zu sehen bekam, zu. Derartige Schutzvorrichtungen gegen Wassernoth
sind nicht, wie es
Nach dem Vorhergehenden bilden sowohl die Orchideen, die in der Krone der Urwaldbäume wachsen, als diejenigen, die sehr trockene und sonnige Standorte bewohnen, Wasservorräthe. Der Einfluss der ungleichen Existenzbedingungen zeigt sich aber darin, dass die an direktem Sonnenlichte gedeihenden Formen knollenlos und dickblätterig sind, während die dünnblatterigen, knollenbildenden Arten im Allgemeinen eine feuchtere Luft beanspruchen. Ich habe von dieser Regel nur wenige Ausnahmen gesehen.
Epiphytische Orchideen, die in keinem ihrer Organe Wasser aufspeichern, kommen nur im tiefen Schatten des Urwalds vor, wie einige Arten von Zygopetalum, Stelis und der zierlichen Neottieengattung Stenoptera.
6. Wir finden bei den Formen dieser Gruppe nicht blos Schutzmittel
Der Bau der Luftwurzeln epiphytischer Orchideen und der
sich daran schliessenden Araceen, die Eigenschaften des Wasser
aufsaugenden Velamen, der äusseren Endodermis sind, dank namentlich
den ausgedehnten Untersuchungen
Es dürfte die Meinung wohl allgemein verbreitet sein, dass die
Wurzeln der epiphytischen und der terrestrischen Orchideen durchweg
von einander abweichen, indem erstere mit Velamen versehen
sind, während letztere eines solchen entbehren.
Wurzeln, die sich in keiner Weise von denjenigen terrestrischer
Formen unterscheiden, habe ich bei einer nicht näher bestimmten
Art von Stenoptera gefunden, vielleicht der einzigen epiphytischen
Neottieen-Gattung Amerikas, wo ihre wenigen Arten nach
Bei den zahllosen epiphytischen Orchideen, die ich auf meinen tropischen Reisen und in Gewächshäusern gesehen, war hingegen das Velamen stets vorhanden. Ich war geneigt, dasselbe als Anpassung an die epiphytische Lebensweise aufzufassen, und glaubte anfangs in der Stenoptera von Blumenau eine Art aufgefunden zu haben, die im ursprünglichen Zustand verblieben wäre. Spätere Befunde haben es mir jedoch nicht unmöglich gemacht, dass die terrestrischen Voreltern der mit Velamen versehenen Epiphyten schon ein solches besassen. Die nähere Untersuchung von Epidendrum cinnabarinum zeigte mir nämlich, dass die Wurzeln dieser rein terrestrischen Form sich in keinem wesentlichen Punkte von denjenigen der zahlreichen epiphytischen Arten desselben Genus unterscheiden. Ausser den Bodenwurzeln entwickeln die langen, dünnen Axen der Pflanze Büschel kurzer Luftwurzeln, deren Nutzen mir völlig unklar geblieben ist. Epidendrun cinnabarinum und das sich wohl ganz ähnlich verhaltende E. Schomburgkii sind in dünnen, lichten Capoeirawäldern der Küste von Sta Catharina überaus häufig, scheinen aber nie epiphytisch zu wachsen.
7. Die Luftwurzeln der Orchideen und der meisten epiphytischen
Gewächse sind chlorophyllhaltig und vermögen dementsprechend
Aus eigener Anschauung kenne ich nur zwei hierher gehörige Arten, Aëranthus funalis, welchen ich zuerst cultivirt auf Trinidad, später in Venezuela wild wachsend sah, und eine nicht bestimmte Art, von welcher ich ein einziges kleines Exemplar in der Nähe von Blumenau fand.
Aëranthus funalis besteht aus einem mächtigen Büschel federkieldicker,
cylindrischer, zum grossen Theil frei hängender Wurzeln, die
aus einem ganz winzigen, von braunen Schuppen bedeckten Knöllchen
entspringen. Ein- oder zweimal im Jahre erhebt sich aus der
Basis des Sprosses ein beinahe nadeldünner, blattloser Seitentrieb
mit grossen, gelblich-grünen Blüthen, welcher nach der Fruchtreife
oder, wenn keine Befruchtung stattgefunden, nach dem Welken der
Blüthen vertrocknet und abfällt. Die assimilirende Thätigkeit der
Ihren mannigfacheren Functionen entsprechend, weicht die
Wurzel von Aëranthus funalis in manchen Punkten von derjenigen
beblätterter Orchideen ab; mit der Assimilation in Zusammenhang
steht ihr weit grösserer Reichthum an Chlorophyll, die geringere
Dicke ihres Velamen, welches auch im trockenen Zustand das grüne
Gewebe durchschimmern lässt; den Bedürfnissen der Wasserregulirung
entsprechen Wasserzellen und eigenthümliche Durchführgänge
für Gase, welchen offenbar genau die gleiche Bedeutung für die
Transpiration, wie den Spaltöffnungen, zukommt und die dem blossen
Auge, namentlich nach Befeuchtung,
Noch weit mehr blattähnlich als bei Aë. funalis sind die Wurzeln
des sonst sehr ähnlichen Aë. fasciola aus Guatemala, die neuerdings
von
Die Dorsiventralität ist, nach
8. Die Mittel, welche den Epiphyten der ersten Gruppe das
Gedeihen auf Baumrinde ermöglichen, sind nach dem Gesagten zum
grössten Theil solche, die den meisten atmosphärischen Gewächsen
zukommen: flächenartige Ausbreitung, Aufspeicherung von Wasser,
starke Ausbildung der Cuticula. Diese Schutzmittel sind aber bei
dieser Gruppe, mit Ausnahme der ausgesprochenen Schattenfarne,
vollkommener ausgebildet als bei der Mehrzahl der nicht hierher
gehörigen Epiphyten, die sich durch besondere Vorrichtungen eine
reichlichere Nährlösung verschaffen. Nur bei Vertretern dieser
Gruppe, allerdings blos bei wenigen, finden wir die Fähigkeit,
grossen Wasserverlust ohne Schaden zu ertragen. Ebenfalls
finden wir nur auf dieser niedersten Stufe des Epiphytismus hie
und da, namentlich bei Orchideen, starke Reduction der transpirirenden
Oberfläche als Schutzmittel ausgebildet, am eigenthümlichsten
bei den unbelaubten Aëranthus-Arten, welche uns die auffallendste
Im Ganzen ist, trotzdem die Schutzmittel meist miteinander combinirt sind, sehr üppiges Pflanzenleben auf Kosten der im Humus der Rinde und im Moos befindlichen Nährlösung nicht möglich; beinahe sämmtliche Arten der ersten Gruppe sind Kräuter von geringer oder mittlerer Grösse, und die wenigen Sträucher gedeihen nur im Schatten auf sehr rissiger oder bemooster Rinde. Die stattlichste mir bekannte hierher gehörige Art ist das südbrasilianische Philodendron cannifolium, das, dank der mächtigen Ausbildung und dem schleimigen Inhalt seines Intercellularsystems, enorme Mengen von Regen- und Thauwasser aufspeichert; die Dimensionen dieser Pflanze sind aber unter den Epiphyten der anderen Gruppen nicht blos sehr gewöhnlich, sondern werden vielfach weit übertroffen.
Das Wurzelsystem der Epiphyten besteht, nicht blos bei den Monocotylen, sondern auch bei den Dicotylen, ausser während der Keimungsperiode, ausschliesslich aus Adventivwurzeln – eine unmittelbare Wirkung des Substrats, ähnlich wie sie sich, auch in Europa, bei Bäumen zeigt, die auf Mauern oder Felsen wachsen.
Wo die Adventivwurzeln der Epiphyten sehr lange werden,
kann es geschehen, dass sie, ohne merklich geotropisch zu sein,
hin und wieder den Boden erreichen, woraus jedenfalls ein Vortheil
Was bei den zuletzt erwähnten Epiphyten nur durch Zufall
und keineswegs immer geschieht, ist bei anderen constant, indem
einzelne der Wurzeln ausgesprochenen positiven Geotropismus besitzen;
so verhält sich u. a. die strauchartige Rubiacee Hillia parasitica,
die jedoch, wie mir schien, erst spät mit dem Boden verbunden
wird. Dem Standorte etwas vollkommener angepasst ist Blakea
laurifolia
In den erwähnten Fällen wird trotz grossem Aufwand von Material noch relativ wenig erreicht; die Verbindung des Epiphyten mit dem Boden ist noch unvollkommen, und daher sehen wir die erwähnten Pflanzen nur auf humusreichem Substrat, an feuchten Standorten gedeihen. Diese Gewächse sind auf einer niederen Stufe der Anpassung verblieben und ihre Wurzeln haben im Wesentlichen die Eigenschaften behalten, die ihren auf dem Boden wachsenden Stammformen zukamen.
Bei anderen Pflanzen ist dagegen die Combination von epiphytischer
und terrestrischer Lebensweise, dank einer entsprechenden
Differenzirung des Wurzelsystems, eine viel vollkommenere geworden.
Wie bei den zuletzt erwähnten Arten sind gewisse Wurzeln
durch positiven Geotropismus ausgezeichnet, während die
übrigen von der Schwerkraft nicht merklich beeinflusst werden; die
bereits bei Blakea angedeuteten sonstigen Unterschiede sind aber
weit schärfer ausgesprochen.
Die erwähnte Differenzirung ist auf die Adventivwurzeln beschränkt; sie fehlt ganz der Hauptwurzel und ihren Aesten, die übrigens früh zu Grunde gehen oder sehr klein verbleiben. Haft- und Nährwurzeln sind durch keine Uebergänge verbunden und die Ausbildung eines Gliedes des Wurzelsystems zu der einen oder der anderen Form von äusseren Umständen ganz unabhängig; wo eine Haftwurzel zufällig in ein humusreiches Substrat gelangt, entwickelt sie zahlreiche Nebenwurzeln, ohne ihre charakteristischen Eigenschaften aufzugeben. Beiderlei Wurzeln entstehen bei den Monocotylen aus dem Stamme oder seinen Aesten, während bei den Clusiaceen die Seitenäste der Nährwurzeln zuweilen den Charakter von Haftwurzeln besitzen.
Die
Der Epiphyt hängt, wie eine Liane an ihren Ranken, an seinen
Haftwurzeln, die dementsprechend
Die
Die
Das Querschnittsbild ist, wie die Fig. 2 und 3 (Taf. III) zeigen, bei Nähr- und Haftwurzeln sehr ungleich. Das Gefässbündel der ersteren ist sehr dick und besteht wesentlich aus sehr zahlreichen und weitlumigen Gefäss- und Siebgruppen, die an der Peripherie die für Monocotylenwurzeln typische Anordnung zeigen, während sie im Innern regellos durcheinander liegen; das Zwischengewebe ist schwach entwickelt und besteht aus faserförmigen, sklerotischen Zellen.
Ganz anders als bei Nährwurzeln sieht der Querschnitt der Haftwurzeln aus. Das Gefässbündel ist dünn und besteht der Hauptsache nach aus sehr dickwandigen, stark verholzten, faserförmigen Zellen, wahrend die Gefäss- und Siebgruppen nur wenige, englumige Elemente besitzen und, innerhalb des peripherischen, polyarchen Rings, ganz vereinzelt im massigen Zwischengewebe liegen.
Ganz ähnlich wie Carludovica verhalten sich verschiedene
westindische Arten der Gattung Anthurium
Etwas abweichend verhält sich ein in den Wäldern Trinidads häufiges Philodendron, mit mächtigem, knolligem Stamm, indem seine Nährwurzeln frei herunterhängen. Zur selben Gattung gehört ferner wohl auch die epiphytische Aroidee, deren ausserordentlich lange, ebenfalls frei in die Luft wachsende Nährwurzeln in Sta Catharina unter dem Namen »cipó nero« als Stricke und dergl. Verwendung finden. Die Wurzeln dieser Arten weichen von denjenigen der Gattung Anthurium durch den Besitz von Oelgängen in der Rinde und namentlich denjenigen einer peripherischen Faserlage ab, welche ihnen die in Folge des frei hängenden Wachsthumsmodus nothwendige Biegungsfestigkeit verleiht. Manche kletternden Araceen des brasilianischen und westindischen Urwalds befinden sich auf der Uebergangsstufe zum Epiphytismus, indem sie häufig im Boden keimen, ihr Stamm aber später an der Basis abstirbt; so verhalten sich namentlich Arten von Philodendron, Monstera deliciosa. Auf solcher Uebergangsstufe befindet sich auch Vanilla planifolia, die aus ihren Knoten lange, cylindrische, positiv geotropische Nährwurzeln und kurze, flache, nicht geotropische Haftwurzeln erzeugt; anatomisch habe ich diese beiden Wurzelformen nicht verglichen.
Die ausgezeichnetste zu der zweiten Gruppe gehörige dicotyle
Pflanze ist
Die eben besprochenen Wurzelgebilde stellen, namentlich bei älteren Exemplaren, nur einen Theil des Wurzelsystems des Epiphyten dar. Aus den belaubten Aesten entspringen zahlreiche Adventivwurzeln, die theilweise als kurze, aber starke Haftorgane ausgebildet sind, theilweise dagegen senkrecht nach unten bis zum Boden wachsen und eine oft ungeheure Länge erreichen. Wir finden demnach unter diesen, den belaubten Aesten entspringenden Wurzeln eine ganz ähnliche Differenzirung, wie bei Carludovica und den vorhin erwähnten Aroideen, und werden dieselben ebenfalls als Nährwurzeln und Haftwurzeln unterscheiden.
Die Haftwurzeln sind meist einfach, besitzen oft über Fingerdicke und krümmen sich rankenartig um die Gegenstände, mit welchen sie in Contakt kommen; sie umklammern in dieser Weise nicht nur die Aeste des Wirthbaums und benachbarter Bäume, sondern auch diejenigen des Epiphyten selbst oder andere Haftwurzeln, mit welchen sie verworrene Knäuel erzeugen. Die Nährwurzeln sind in ihrem oberirdischen Theile einfach und besitzen in dessen ganzer Länge gleiche Dicke; letztere beträgt vor dem Eindringen in den Boden etwa 6–7 mm, nach der Bewurzelung oft mehrere Centimeter. Sie gleichen im letzteren Falle starken Schiffstauen. Die Burserabäume der Urwälder von Dominica sind oft von Hunderten solcher Taue, die die auf dem Gipfel des Riesen befindlichen epiphytischen Clusien mit dem Boden verbinden, umgeben; an einem einzigen Büschel noch frei hängender Wurzeln fanden wir 107 Glieder.
Die Lebensgeschichte der Clusia rosea ist in den Hauptzügen folgende. Der Same keimt in humusreichen, feuchten Spalten der Rinde; auf Dominica jedoch meist im Wurzelgeflecht einer mächtigen Bromeliacee, Brocchinia Plumieri, auf Trinidad vielfach in den persistirenden Blattbasen von Palmen. Die pfahlförmige Hauptwurzel dringt in das Substrat so tief als möglich ein und bildet zahlreiche, dünne Aeste, die den meist engen Raum möglichst durchwuchern und ausnutzen.
Die Hauptwurzel und ihre Aeste bleiben sehr klein, genügen aber,
um der jungen Pflanze im Anfang die nöthige Nahrung und Befestigung
zu verschaffen. Bald nach der Keimung werden jedoch an der Basis des
Stengels einige Adventivwurzeln erzeugt, die in das Substrat nur eindringen,
wenn dasselbe eine grössere Ausdehnung besitzt, widrigenfalls,
und zwar ist dies die Regel, sie an der Oberfläche des Wirthbaumes
nach allen Richtungen kriechen und bald das Hauptwurzelsystem an
Mächtigkeit weit übertreffen. Die Adventivwurzeln sind mit der Rinde
des Wirthbaumes durch Haare verwachsen, dringen in Spalten, Moospolster,
Luftwurzelgeflechte ein, wo sie reichliche Verästelungen erzeugen,
während sie an trockenen Stellen einfach bleiben. Auch dieses
Stadium ist provisorisch; der Mehrzahl dieser Wurzeln kommt nur vorübergehend
eine wesentliche Bedeutung für die Ernährung des Epiphyten
zu. Eine der Wurzeln – selten eine Mehrzahl solcher – zeichnet
sich bald durch positiven Geotropismus und viel bedeutenderes Längenwachsthum
vor den übrigen aus und erreicht früher oder später den
Boden. Wo nur eine solche Wurzel vorhanden, stellt sie scheinbar die
directe Fortsetzung des Stammes nach unten und ist demnach einer
Hauptwurzel ähnlich. Diese Periode der Entwickelung ist bereits durch
die Differenzirung des Wurzelsystems in Organe der Ernährung und
der Befestigung ausgezeichnet, indem der scheinbaren Hauptwurzel und
ihren verticalen Seitenästen wesentlich die erstere, den horizontal rings
um den Stamm wachsenden Seitenästen die letztere Function zukommt.
Das aus der Basis des jungen Stammes entspringende System von Adventivwurzeln
will ich das
Als secundäre Adventivwurzeln bezeichne ich diejenigen, welche,
wie anfangs gezeigt wurde, aus den Zweigen entspringen. Diese Wurzeln
werden weit später als die primären angelegt und unterscheiden sich
in mancher Hinsicht von diesen. Sie werden ordnungslos erzeugt und
bald zu Nährwurzeln, bald zu Haftwurzeln ausgebildet, ohne dass äussere
Der ungleichen biologischen Bedeutung der beiden Wurzelformen entsprechen ganz ähnliche anatomische Unterschiede, wie bei denjenigen der vorhin beschriebenen Monccotylen. Das Holz besteht in den Nährwurzeln aus zahlreichen, weitlumigen Tracheen und schwach verdickten Faserzellen, während in den Haftwurzeln die Tracheen sehr spärlich und eng sind, das zwischenliegende Faserparenchym sehr stark verdickte, sklerotische Wände besitzt; auch die Elemente des Bastes, speciell die Siebröhren, sind in den Nährwurzeln weitlumiger als in den Haftwurzeln.
Die Haftwurzeln besitzen stets, auch wenn sie nicht mit einer Stütze in Berührung kommen, gleichen Bau. Die Nährwurzeln bestehen vor ihrer Verbindung mit dem Boden beinahe nur aus zarten, unverholzten Zellen; das secundäre Dickenwachsthum beginnt erst nach derselben. Die für die freihängenden Wurzeln nöthige Biegungsfestigkeit wird erreicht durch peripherische Gruppen stark verdickter, langgestreckter Zellen, die nach der Bewurzelung obliterirt werden, indem ein Bedürfniss nach mechanischen Vorrichtungen dann nicht mehr besteht.
Die anatomischen Unterschiede zwischen Nähr- und Haftwurzeln
zeigen sich, wenn auch in geringerem Grade, bei dem primären
Adventivwurzelsystem. Die Haftwurzeln desselben stimmen ganz mit den
Der Clusia rosea schliessen sich die epiphytischen Feigenbäume
an (Taf. I), die auf ungleichen Stufen der Anpassung verblieben
sind, was wohl auch von Arten der Gattung Clusia gelten dürfte.
Ich habe nie Gelegenheit gehabt, epiphytische Feigenbäume viel
zu studiren; nach dem, was ich in Brasilien an solchen zu
beobachten Gelegenheit hatte, sowie nach den mündlichen Mittheilungen
von Herrn Dr.
Während die meisten Epiphyten sehr lange, gerade Wurzeln besitzen, die sich nur an feuchten Stellen reichlich verzweigen, stellen die Wurzeln einiger, zu sehr verschiedenen Familien gehörender, epiphytischer Gewächse viel verzweigte Geflechte schwammartiger Structur dar, in und auf welchen sich allmählich todte Blätter und andere humusbildende Stoffe anhäufen. Zuweilen sind diese Geflechte noch niedrig und einfach, z. B. bei Epidendrum ciliatum; bei mehreren Pflanzenarten jedoch sind sie zu massigen, stark vorspringenden oder vogelnestartig in den Gabelungen der Aeste befestigten Wurzelmassen ausgebildet, welche zu überaus reichen Ablagerungsorten für Humus werden; mit der Zeit werden diese Wurzelgeflechte häufig von Moosen und kleinen Farnen mehr oder weniger überzogen.
Die Ernährung der Epiphyten ist durch diese Vorrichtung ebenso unabhängig von der Baumrinde als bei den Arten der zweiten Gruppe. Der Humus, der sich in und namentlich auf den Wurzelgeflechten ansammelt und von den Blättern festgehalten wird, ist für den Epiphyten eine beinahe ebenso reiche Nährquelle, wie der Boden selbst.
Ebenso wie in den vorher besprochenen Fällen, sind bei den zu dieser Gruppe gehörenden Epiphyten die Functionen der Ernährung und der Befestigung auf verschiedene Glieder des Wurzelsystems vertheilt, welche dementsprechend mit ungleichen Eigenschaften ausgerüstet sind. Den Haftwurzeln kommt jedoch auch eine wichtige Rolle bei der Stoffleitung zu, und die Differenzirung ist überhaupt weniger ausgeprägt als bei der zweiten Gruppe.
Die oft über einen Cubikfuss mächtige, ungefähr isodiametrische
oder kuchenartig ausgebreitete Wurzelmasse ist durch Haftwurzeln
Die zuerst auftretenden Wurzeln haben stets wesentlich die
Eigenschaften von Haftwurzeln, dienen aber zugleich zur Ernährung
der jungen Pflanze. Die Nährwurzeln entstehen jedoch bald, theilweise
oder (Orchideen) ausschliesslich, als Nebenäste der Haftwurzeln.
Es muss aber hervorgehoben werden, dass in diesem
Falle morphologisch gleichwerthige Seitenwurzeln, auch bei gleichen
äusseren Bedingungen, theils zu der einen, theils zu der anderen
Das oft kopfgrosse Wurzelgeflecht von
Noch weit mächtiger entwickelt ist ein Cyrtopodium Sta. Catharinas, dessen zahllose Nährwurzeln über stricknadellang werden.
Die eben erwähnten Orchideen stellen relativ noch einfache
Fälle dar. Die functionelle Differenzirung zwischen beiden
Die Befestigung des Epiphyten geschieht durch starke, bis drei Fuss lange, horizontale Haftwurzeln. Die Nährwurzeln, welche das mächtige, schwammartige Geflecht der Hauptsache nach zusammensetzen, sind sehr ungleich dick, reichlich verzweigt und dicht behaart. Sie sind an der Basis des Wurzelschwammes durcheinander geflochten, wahrend im oberen Theile ihre wachsenden, freien Enden sich zahllos theils in die Luft, theils namentlich in den von den Blättern festgehaltenen Humushaufen erheben. Am Ende der trockenen Jahreszeit sterben die peripherischen Wurzelenden, sowie die äussersten Blätter sammt den in ihren Achseln befindlichen langen Auszweigungen des Wurzelsystems ab. Im Juni oder Juli aber dringen durch die Fetzen der abgestorbenen Blätter und Wurzeln wieder zahlreiche, neue Wurzelspitzen hervor, die alle genau nach oben gerichtet sind und deren nadeldünne, etwas grünlich gefärbte Enden rasenartig den oberen Theil der Wurzelmasse bedecken. Die Haftwurzeln hingegen bleiben während der trockenen Jahreszeit ganz unversehrt; sie unterscheiden sich äusserlich von den Nährwurzeln dadurch, dass sie nicht ringsum, sondern nur an der angewachsenen Seite behaart sind.
Bei der Keimung werden zunächst Haftwurzeln ausgebildet,
die während einiger Zeit auch die Functionen der Ernährung allein
Anatomisch weichen die Wurzeln von Anth. Hügelii von denjenigen der Arten der zweiten Gruppe durch den Besitz eines mächtigen Velamen ab, welches jedoch, im Gegensatz zu demjenigen von A. lanceolatum (siehe 1. Gruppe), glattwandige Zellen besitzt. Das Gefässbündel besteht in den Haftwurzeln wesentlich aus sehr stark verdickten, sklerotischen Faserzellen und enthält nur wenige englumige Gefäss- und Siebelemente; letztere sind in den Nährwurzeln zahlreicher und weiter, während das Zwischengewebe nur an der Peripherie sklerotisch ist. Immerhin ist aber der Unterschied nicht so auffallend, als bei den Haft- und Nährwurzeln der zweiten Gruppe.
Einige grosse Farne des tropischen Amerika zeigen ein demjenigen von Anth. Hügelii ähnliches Verhalten, so namentlich die westindischen Polypodium Phyllitidis L. und Asplenium serratum L. Beide Arten besitzen steife, schmal zungenförmige Blätter, die einen riesigen Trichter bilden, in welchem sich, wie bei Anthurium Hügelii, abgestorbene Pflanzentheile anhäufen und in Humus übergehen; das Wurzelsystem ist in ähnlicher Weise für die Verwerthung dieser Nährquelle ausgebildet. Die Pflanze ist durch zahlreiche, myceliumartig auf der Rinde wuchernde Haftwurzeln befestigt, die ebenso wie bei den übrigen vorher beschriebenen Pflanzen negativ heliotropisch sind, während die kurzen Nährwurzeln starken negativen Geotropismus besitzen.
Ganz ähnliche Anpassungen an die Verwerthung von Humus
1. Die Rinde eines von Epiphyten überwucherten Baumes zeigt
sich, vielfach bis zu seiner Basis, von einem dichten Wurzelgeflecht
umhüllt, welches von den verschiedenartigsten Pflanzen herrührt.
Die Wurzeln der doch so oft stattliche Dimensionen erreichenden
und so zahlreichen Bromeliaceen sind in diesem Gewirr nicht vertreten;
noch ragen sie, wie bei Anthurium Hügelii und den anderen
Arten der dritten Gruppe, als mächtige, schwammartige Polster
hervor. Sie bedecken, rings um die Anheftungsstelle, ein Areal,
das bei den stattlichsten Arten die Oberfläche der Hand nicht übertrifft,
und doch sind sie weder dick noch zahlreich. Diese dünnen
und häufig an der Oberfläche ganz glatter Rinde befestigten Wurzeln
erscheinen von vornherein nicht im Stande, die Pflanze zu ernähren,
um so mehr als sie zum grössten Theile abgestorben sind.
Dagegen sind sie so fest und der Rinde derart angekittet, dass die
epiphytischen Bromeliaceen sich nur sehr schwer von ihrem Substrat
Während die Wurzeln, auch bei üppig wachsenden Bromeliaceen,
häufig auf ganz glatter und trockener Rinde kriechen, bilden
in der Mehrzahl der Fälle die Blätter, ähnlich wie bei Anthurium
Hügelii und Asplenium serratum, einen mächtigen Trichter, der nicht
nur wie bei diesen, Humus, sondern auch, indem er an der Basis
dicht schliesst, Wasser reichlich ansammelt. Dieses Wasser, dessen
Menge ein Liter häufig übertrifft, liefert keineswegs, wie es
manchmal beschrieben worden ist, dem durstigen Reisenden ein
köstliches Getränk, sondern stellt eine schmutzige, stinkende Flüssigkeit
dar, in welcher allerlei Thierchen ihr Dasein fristen – theilweise
Arten gehörend, die an anderen Standorten nicht vorkommen
Im Gegensatz zu Anthurium Hügelii wird dieser Humus nicht von Wurzeln ausgebeutet; solche fehlen zwischen den Blättern gänzlich. Es erschien daher wahrscheinlich, dass die Blätter, und nicht die Wurzeln, bei diesen Bromeliaceen die Function der Wasseraufnahme verrichten, und dass es sich in der That so verhält, habe ich bereits in meiner ersten Mittheilung eingehend dargestellt. Die diesbezüglichen Versuche müssen jedoch hier, des Zusammenhangs halber, wieder beschrieben werden.
2. Die Versuche wurden auf den westindischen Inseln Dominica
und Trinidad im Jahre 1883 ausgeführt. Zur Verwendung wurden
Caraguata lingulata, Brocchinia Plumieri und eine Vriesea des Urwalds
gewählt, weil diese Pflanzen viel leichter welken als die
Aechmea-Arten und die grauen Tillandsien, die wochenlang bei
gänzlichem Wassermangel turgescent bleiben. Die erwahnten Versuchspflanzen
welkten sämmtlich nach wenigen Tagen, wurden aber
nach wiederholtem Befeuchten der Blattbasen, bei vollständigem
Noch instructivere Resultate ergaben vergleichende Culturen, bei welchen die Pflanzen (ausser den genannten noch die schwer welkende Till. fasciculata) theilweise gar nicht, theilweise nur auf den Blättern befeuchtet wurden; um jede Mitwirkung der Wurzeln auszuschliessen, waren dieselben abgeschnitten und der ganze wurzeltragende Theil mit Canadabalsam überzogen. Die nicht begossenen Exemplare starben, je nach der Art, nach wenigen Tagen oder erst einigen Wochen ab, während die begossenen während der ganzen Dauer der Versuche (10 Wochen, z. Th. 3 Monate) frisch blieben und sich weiter entwickelten.
Entsprechend modificirte Versuche wurden mit denselben Pflanzenarten angestellt, um die Wurzeln auf ihre Bedeutung als Ernährungsorgane zu prüfen. Welke Pflanzen (Brocchinia, Guzmannia tricolor) wurden nicht wieder frisch, wenn ihre Wurzeln allein befeuchtet wurden, und Begiessung des Wurzelsystems frischer Pflanzen bei Trockenbleiben der Blätter hinderte nicht, dass Welken bald eintrat. Durchschnittlich jedoch, wenn auch nicht immer, welkten die Pflanzen mit begossenen Wurzeln etwas langsamer als die gar nicht begossenen, sodass eine schwache Wasseraufnahme durch die Wurzeln stattzufinden scheint.
Aus diesen Versuchen geht zur Genüge hervor, dass das im Blatttrichter aufgespeicherte Wasser nicht nur benutzt wird, sondern unentbehrlich ist.
Dass den Wurzeln bei den epiphytischen Bromeliaceen nur die
Function von Haftorganen, den Blättern dagegen sämmtliche
Functionen der Stoffaufnahme zukommen, geht in auffallendster
Weise aus dem Umstande hervor, dass
Die häufigste der wurzellosen Bromeliaceen ist Tillandsia usneoides,
3. Die Aufnahme der wässerigen Lösung findet nicht durch die ganze Oberfläche, sondern nur durch die bekannten Schuppenhaare statt, die bei denjenigen Bromeliaceen, die mit einem aufsammelnden Blatttrichter versehen sind, vorwiegend, oft beinahe ausschliesslich, an der Blattbasis vorkommen, die sie dicht überziehen, während sie bei denjenigen Arten, die, wie Tillandsia usneoides, eines äusseren Wasserreservoirs entbehren, die ganze Pflanze gleichmässig bedecken.
Das Schuppenhaar (Taf. III, Fig. 12–17)
besteht aus einem in
das Gewebe eingesenkten stiel- oder trichterförmigen Stücke, das
ringsum mit den umgebenden Zellen zusammenhängt, und einem
der Blattoberfläche flach aufliegenden oder manchmal in der Mitte
eingesenkten Schilde. Ersteres besteht aus drei flachen, durch sehr
dünne Wände getrennten, plasmareichen Zellen und sitzt einer drei-
oder viergliedrigen Gruppe kleiner Zellen auf. Das Schild ist bei
den meisten Tillandsien aus einem peripherischen, membranösen,
radial gerippten (Fig. 12), seltener aus radial geordneten, luftführenden
Zellen (Fig. 13) bestehenden Flügel und einer mittleren
Zellgruppe gebildet, die bei nicht benetzten Blättern nur Luft zu
Befeuchtet man eine dicht mit Schuppen besetzte Art, etwa Till. usneoides, T. recurvata oder T. Gardneri, so geht sofort die bisherige silbergraue Farbe der Pflanze in Reingrün über. Ein kleiner Wassertropfen, auf ein solches Blatt gelegt, verhält sich ganz ähnlich, wie auf Fliesspapier; er verschwindet in einigen Sekunden und hinterlässt einen dunklen Fleck. Diese Erscheinung zeigt uns, dass die Epidermis sehr benetzbar ist, sodass die Luft zwischen den Haaren schnell verdrängt wird, eine Eigenschaft, welche sonst stark behaarten Blättern nicht zukommt und den doch ganz ähnlich beschuppten Blättern vieler nicht epiphytischer Bromeliaceen vollständig fehlt.
Die ferneren Vorgänge können nur mit Hülfe des Mikroskopes
verfolgt werden.
Diese Erscheinungen machen es uns schon höchst wahrscheinlich,
dass die Schuppe das Aufnahmeorgan für die wässerigen Nährstoffe
darstelle. Verschiedene Versuche haben mir in der That gezeigt,
Der anatomische Bau der Schuppenhaare steht mit der soeben
nachgewiesenen Function völlig in Einklang.
Der Bau der Schuppenhaare zeigt, nach den verschiedenen Arten,
manche instructiven Unterschiede. Bei den längsdurchschnittenen
Schuppen Fig. 13 und 15 fällt uns sofort die sehr ungleiche Entwickelung
der obersten Zellwände, des Deckels, wie ich dieselben
Die soeben besprochene Doppelfunction dürfte den Schildhaaren
epiphytischer Bromeliaceen überhaupt, wenigstens bei den Arten
trockener Standorte, zukommen; auch die bei letzteren stets sehr ausgebildeten
Flügel dürften wesentlich dazu beitragen, die Transpiration
herabzudrücken. Damit in Einklang stände das Vorkommen der
Haare an der ganzen Oberfläche bei der grossen Mehrzahl der
Arten, die sonnige Standorte bewohnen, während sie bei den Schatten
liebenden Arten, wo sie wesentlich nur die eine Function der
Wasseraufnahme und sehr schmale Flügel besitzen, auf die Blattbasen
beschränkt sind; ferner spricht dafür der Umstand, dass
viele nicht epiphytische Bromeliaceen an ihrer Blattunterseite
mit ganz ähnlichen, aber unbenetzbaren, sehr breit geflügelten
Haaren dicht besetzt sind, während die Oberseite zuweilen (Pitcairnia-Arten)
Während jedoch die aufsaugende Function der Haare exact nachgewiesen
werden konnte, erschien mir die schützende Function der
Flügel einer experimentellen Beantwortung nicht fähig, indem ihre
Entfernung kaum möglich sein dürfte. Es kann daher diese
Function nicht als
4. Mit voller Sicherheit haben wir festgestellt, dass die epiphytischen
Bromeliaceen ihre wässerige Nahrung wesentlich nur durch
die Blätter aufnehmen und dass sie sich dadurch ganz wesentlich
von beinahe allen anderen Luftpflanzen unterscheiden. Es kann keinem
Zweifel unterliegen, dass sich die epiphytischen Arten aus normal sich
ernährenden Pflanzen entwickelt haben, wie sie unter den terrestrischen
Vertretern der Familie bei weitem vorwiegen.
Unsere Betrachtungen können nicht an die Gesammtheit der epiphytischen Bromeliaceen gleichzeitig geknüpft werden; es müssen vielmehr die rosettenbildenden Arten, die rasenartigen und diejenigen mit langen Sprossen gesondert zur Behandlung kommen.
An sonnigen Standorten wachsende kleinere Arten laufen die
Gefahr, ihren Wasservorrath durch Verdunstung zu verlieren. Alle
durch ihre Lebensweise einer solchen Gefahr ausgesetzten Arten
sind mit entsprechenden Schutzmitteln versehen, die entweder darin
bestehen, dass die »Cisterne
«
verdeckt oder beinahe ganz verschlossen
wird, ohne dass der Zutritt des Wassers verhindert werde,
oder darin, dass das Wasser vorwiegend im Innern des Blattes in
einem mächtigen, durch dicke und verkorkte äussere Zellschichten
gegen Verdunstung geschützten Wassergewebe aufgespeichert wird.
Der Schutz der Cisterne, der uns zunächst allein beschäftigen soll, besteht im einfachsten Falle darin, dass die löffelartig ausgebauchten Blattbasen sich über derselben biegen und eine Art Dach bilden (Catopsis, Ortgiesia tillandsioides). Bei Tillandsia flexuosa, einem Bewohner sehr trockener, sonniger Standorte, sind die Blattspitzen über dem Wasserreservoir genähert und schraubenartig umeinander gewunden, sodass letzteres dem direkten Sonnenlichte ganz entzogen und doch durch die langen, gewundenen Canäle dem Regen und Thau zugänglich ist. Die vollkommensten Schutzvorrichtungen finden wir aber bei der ebenfalls an sonnigen Standorten wachsenden Tillandsia bulbosa, die auf unserer Tafel IV abgebildet ist.
Die Blätter sind bei Tillandsia bulbosa an der scheidenartigen Basis löffelartig, während die Spreite cylindrisch ist, und zwar entweder rinnenartig mit engem Spalte oder rohrartig, indem die Blattränder bald einander dicht genähert sind, bald übereinander greifen. Die Spreite ist stets mehr oder weniger stark zurückgebogen und um ihre Axe gedreht. Die Scheiden bilden ein beinahe überall dicht schliessendes, zwiebelähnliches Gebilde, welches, da dieselben stark löffelartig ausgebaucht sind und einander nur mit den Rändern berühren, sehr grosse Hohlräume enthält, die sich nach oben in die Höhlung der rohrartigen Spreite fortsetzen und nur eine ganz enge Oeffnung nach aussen, an der Uebergangsstelle zwischen Scheide und Spreite, besitzen. Die peripherische Hälfte der rohrartigen Spreite besteht aus chlorophyllführendem Parenchym und einer sehr dünnen Lage Wassergewebes; die Innenseite hingegen ist ganz farblos und von äusserst zahlreichen, sehr grossen Schuppen, welche einer dicken Lage Wassergewebes eingesenkt sind, austapeziert. Die Scheide ist in der Jugend, soweit sie von den übrigen Blättern bedeckt ist, chlorophyllfrei, dünn, beiderseits von Schuppen bedeckt, welche an Grösse diejenigen der meisten anderen Arten übertreffen und so dicht gedrängt sind, dass die Epidermis auf schmale Streifen reducirt ist.
Die Pflanze entbehrt ganz des sonst bei den Rosetten epiphytischer
Bromeliaceen sehr starken negativen Geotropismus.
Sie kommt bald an der Ober-, bald an der Unterseite von
Zweigen vor oder an senkrechten Stämmen und wächst in aufrechter,
horizontaler oder verkehrter Richtung, ohne je die
Spur einer geotropischen Krümmung zu zeigen. Die Zwiebeln
enthalten in ihren inneren Hohlräumen stets Wasser, sowie erdige
Stoffe und todte, kleine Insekten, während die äussersten
wasserfrei sind und Ameisen beherbergen. Dass der wässerige Inhalt,
auch bei verkehrter Lage, nicht herausfällt, bedarf keiner
Erklärung, indem jede Kammer, mit Ausnahme der kleinen oberen
Oeffnung, ringsum dicht schliesst; dagegen bedarf die Art und
Die Epidermis ist an der Spitze meist arm an Schildhaaren (ausgenommen bei Bewohnern sehr trockener Standorte) und mit zahlreichen Spaltöffnungen versehen, während die Blattbasis mit grossen Schildhaaren dicht gepflastert ist und der Spaltöffnungen ganz entbehrt. Die Ursachen dieser Unterschiede bedürfen keiner Erläuterung.
Die innere Wand der Epidermis und die Wände der subepidermalen
Zellschichten sind häufig unten weit stärker verdickt
als oben, derart, dass die Blattbasis hart und steif, die Spitze
dagegen biegsam ist (Taf. III, Fig. 10 und 11).
Bei relativ geringer
Dicke so steife Blätter sind mir von anderen Pflanzen nicht
bekannt und fehlen auch, soweit ich sie kenne, den nicht durch die
Blätter sich ernährenden Bromeliaceen. Ein auffallender Gegensatz
in dieser Hinsicht zwischen Basis und Spitze, zu Gunsten der
ersteren, scheint bei ungestielten Blättern sonst nicht vorzukommen,
sodass wir wohl
Unter den verdickten subepidermalen Schichten befindet sich beiderseits oder nur an der ventralen Seite, sowohl unten wie oben, Wassergewebe; ich werde auf dasselbe nachher zurückkommen.
Das Mesophyll ist in der Blattspitze mit normalem Chlorophyllgehalt
versehen, während es in der Basis des Chlorophylls beinahe
ganz entbehrt und nur ein wenig grobkornige Stärke enthält. Im Mesophyll
verlaufen meist längs des ganzen Blattes Stränge sehr lückenreichen
Schwammparenchyms (Fig. 8 u. 9), die im Basaltheile des
Blattes weit stärker entwickelt als oben sind. Ja, bei Hoplophytum
Lindeni sind sie überhaupt nur im ersteren vorhanden (Fig. 10 u. 11).
Ein Unterschied in dieser Hinsicht ist bei normal sich ernährenden
Bromeliaceen nicht vorhanden und geht auch denjenigen mit wasserabsorbirenden
Blättern ab, die äusserer Wasserspeicherung entbehren.
Auf die Gefässbündel werde ich nachher zurückkommen. Die im Parenchym verlaufenden Faserstränge bieten nichts Erwähnenswerthes.
Die
Die
Alle Arten ohne äusseres Wasserreservoir, oder bei welchen
dasselbe schwach entwickelt ist (Till. stricta, Gardneri, bicolor, geminata
etc.), sind im Inneren mit zahlreichen Wasserzellen versehen,
die entweder zerstreut zwischen den grünen Zellen liegen (T. usneoides
Fig. 16, Taf. III, recurvata etc.)
oder ein mächtiges, zusammenhängendes
Gewebe bilden (T. stricta, Gardneri Fig. 6 u. 7 etc.),
das unten
meist stärker entwickelt ist als oben. Die Blätter und Stengel
solcher Arten zeigen eine andere, mit dem Modus der Wasseraufnahme
Diejenigen epiphytischen Bromeliaceen, die Wasser in ihren Blattbasen aufsammeln, besitzen mehr normale Gefässstränge, und diese unterscheiden sich bei den terrestrischen Arten, die sich durch die Wurzeln ernähren, in keiner Weise von denjenigen anderer Monocotyledonen.
Die Siebtheile ganz beschuppter Arten sind offenbar als ebenfalls reducirt zu bezeichnen, obwohl weit weniger als die Gefässtheile, die sie an Dicke übertreffen. Diese Reduction ist, bei der über die Functionen des Siebtheils noch herrschenden Unsicherheit, biologisch schwer zu erklären; sollte letzterer bei der Leitung des Eiweisses oder anderer Assimilate betheiligt sein, so wird man wohl die Erscheinung auf die Herabsetzung des Stoffwechsels an sehr trockenen Standorten zurückführen müssen. Es ist das indessen nur eine vorläufige Hypothese.
Die Schuppenhaare kommen, wie schon erwähnt, nicht bloss
bei Arten mit wasseraufnehmenden Blättern, sondern auch manchmal
bei solchen, die sich in normaler Weise ernähren, vor. Bei
diesen sind aber die Schuppen unbenetzbar und nur an der Rückenseite
als dichter Ueberzug vorhanden. Die mikroskopische Untersuchung
Die Gattung Pitcairnia ist dadurch von besonderem Interesse,
dass sie den Uebergang zwischen normaler und abnormer Wasseraufnahme
in mehreren Stufen darstellt. Manche Arten sind an der
Unterseite mit unbenetzbaren Schuppen bedeckt, an der Oberfläche
aber ganz unbehaart (P. undulata); bei anderen treten an der Oberfläche
einzelne bis ziemlich zahlreiche absorbirende Schuppen auf
(P. lepidota).
Es geht aus dem Vorhergehenden zur Genüge hervor, welche
tiefgreifende Veränderungen die Anpassungen vieler Bromeliaceen
an Wasseraufnahme durch die Blatter in der Structur und Lebensweise
des ganzen vegetativen Apparats der Pflanze hervorgerufen
haben. Diese Unterschiede springen in grossen Sammlungen lebender
Bromeliaceen, wie derjenigen des botanischen Gartens zu Lüttich,
sofort in die Augen. Diejenigen Arten, die sich normal
ernähren, besitzen einen sehr mannigfachen Bau; ihre meist sehr
grossen Blätter erinnern bald an diejenigen der Agaven, bald an
diejenigen von Yucca, bald an solche von Hemerocallis (Pitcairnia e. p.)
Grössere habituelle Unterschiede zeigen sich unter den Epiphyten nur bei den kleinen Arten ohne äusseres Wasserreservoir, die, ganz mit absorbirenden Schuppen bedeckt, das aufgenommene Wasser im Innern ihrer Gewebe aufspeichern, um es vor Verdunstung zu schützen. Von der Nothwendigkeit, dicht schliessende Rosetten zu bilden, befreit, liessen sie anderen gestaltenden Einflüssen freien Spielraum. Die einen bilden einen dichten, grasartigen Rasen (Tillandsia, sect. Diaphoranthema), andere besitzen langgestreckte Sprosse (Till., sect. Anoplophytum); die rosettenbildende Till. Gardneri scheint, ähnlich wie T. bulbosa, aber aus anderem Grunde, des Geotropismus zu entbehren, und in Till. usneoides würde man kaum eine nahe Verwandte so vieler rosettenbildender Pflanzen vermuthen.
Der gestaltbildende Einfluss der Wasseraufnahme ist nicht auf die epiphytische Lebensweise allein zurückzuführen, indem wir, wie gesagt, bei terrestrischen Bromeliaceen alle möglichen Stufen zwischen den ersten Andeutungen dieser Eigenschaft und schon ziemlich vollkommenen Vorrichtungen zum Aufsammeln und Verwerthen des Wassers durch die Blätter finden. Allerdings scheint allein die Ananas in ihrer Structur und Lebensweise den epiphytisch lebenden Bromeliaceen nahe zu kommen.
Der Versuch, genau ausführen zu wollen, was von den im Vorhergehenden
beschriebenen Anpassungen erst in Folge der epiphytischen
Lebensweise aufgetreten ist, würde alsbald in reine Phantasie
ausarten. Zudem ist in Betracht zu ziehen, dass viele epiphytisch
lebende Bromeliaceen sich auch an der Oberfläche von Felsen befestigen,
die ihnen sehr ähnliche Existenzbedingungen, wie die Baumrinde,
bieten, sodass beide Standorte gleichzeitig die Weiterausbildung
der für solche Lebensweise nützlichen Eigenschaften beeinflussen
konnten. Als ganz specielle Anpassungen an epiphytische Lebensweise
können wir dagegen sicher das Verschwinden der Wurzeln
bei Tillandsia usneoides, die grosse Reduction derselben bei Till.
circinalis, die Vorrichtungen, durch welche diese und andere Arten
sich an Baumzweigen befestigen, betrachten. Dass noch andere
specielle Anpassungen an epiphytische Lebensweise, die aufzudecken
ich nicht im Stande war, existiren, geht aus dem Umstande hervor,
dass viele Arten, namentlich unter den Tillandsieen, auf Felsen
nicht, oder in abweichenden Varietäten (Till. recurvata var. saxicola
Dass der Antheil der epiphytischen Standorte an der Entwickelung
der Anpassungen an Wasseraufsammeln grösser gewesen
sei als derjenige der felsigen, geht mit Wahrscheinlichkeit daraus hervor,
dass solche Vorrichtungen sich nur bei denjenigen Gattungen
ausgebildet haben, deren Früchte oder Samen die zum Eintritt in
die Genossenschaft der Epiphyten nöthigen Eigenschaften besassen,
während die schon deshalb aus letzterer ausgeschlossenen Gattungen
wohl meist in Felsspalten wachsen, wie Dyckia, Pitcairnia u. s. w.,
der Wasserreservoirs aber ganz entbehren und absorbirende Schuppen,
Ein vorwiegender Einfluss der epiphytischen Lebensweise auf die Entwickelungen der Anpassungen an Wasseraufnahme durch die Blätter erscheint auch aus dem Grunde nicht unwahrscheinlich, weil die eigentlichen felsigen und steinigen Gebiete Amerikas entweder viel zu regenarm sind, um oberirdische offene Wasserreservoirs zu ernähren, oder zu kalt, um den Bromeliaceen überhaupt die Existenz zu gestatten; letztere sind dementsprechend in den trockenen, steinigen Gebieten der Westküste beinahe sämmtlich Arten mit normaler Ernährung (Puya, Hechtia, Greigia, Pitcairnia etc.), und die wenigen, bei welchen auch dort die Blätter die Function von Wurzeln verrichten, sind besonders resistente Einwanderer der Waldgebiete, ohne oder nur mit sehr schwach entwickeltem äusseren Wasserreservoir, aber mit reichlichem Wassergewebe. Die äusseren Wasserbehälter zeigen sich dagegen bei Hunderten von Arten der feuchten Waldgebiete, wo Regen und Thau, auch in der trockenen Jahreszeit, stets hinreichend vorhanden sind, um dieselben zu ernähren; in diesen Waldgebieten ist aber das oberflächliche Felsenareal im Vergleich zu demjenigen der Baumrinde verschwindend klein.
Die Epiphyten sind ganz besonders geeignet, als Illustration
der allmählichen Vervollkommnung von Anpassungen zu dienen.
Auf manche epiphytisch vorkommenden Gewächse hat die Lebensweise
auf Bäumen keinen Einfluss ausgeübt; hierher gehören ziemlich
zahlreiche Arten, die im Stande, sich auf dem Boden zu
Unsere erste Gruppe enthält eine Anzahl Pflanzen, die sich im selben Falle befinden, wie Polyp. vulgare. Andere dagegen haben in Folge der epiphytischen Lebensweise mehr oder weniger tiefgreifende Structuränderungen erlitten, durch welche sie in den Stand gesetzt wurden, das Substrat besser auszunutzen und den Gefahren des Austrocknens besser zu trotzen. Manche dieser Anpassungen gleichen denjenigen, die wir bei Bewohnern trockener Standorte überhaupt zu finden pflegen; andere sind sehr eigenartig, so namentlich bei Orchideen und Araceen, unter welchen sich die am vollkommensten angepassten Formen der ersten Gruppe befinden.
Das Streben nach mehr Nahrung, namentlich mehr Wasser,
als auf der Rinde vorhanden, hat an ursprünglich nur auf Kosten
der Ueberzüge der Rinde sich ernährenden Epiphyten zwei Reihen
von Anpassungen hervorgerufen, deren niederste Stufen das Gepräge
des Zufälligen und Unvollkommenen, wenn auch schon Vortheilhaften
tragen, während die am meisten entwickelten Vorrichtungen
stattlichen Gewächsen das Gedeihen auf hohen Baumästen
gestatten. Als vollkommenste Vertreter der zweiten Gruppe sind
Die Epiphyten, welche wir zu unserer vierten Gruppe rechnen, knüpfen sich nicht, wie diejenigen der zweiten und dritten, unmittelbar an die erste Gruppe an, sondern sind direkt aus terrestrischen Gewächsen hervorgegangen, deren Blätter in wenig ausgeprägtem Maasse bereits Vorrichtungen zur Verwerthung der atmosphärischen Niederschläge besassen. Auch diese Vorrichtungen haben durch die epiphytische Lebensweise eine weitgehende Züchtung erfahren, welche endlich zu solchen extremen Formen, wie Tillandsia circinalis, T. usneoides und T. bulbosa führte.
Dasjenige System von Organen, das bei den Epiphyten am meisten modificirt wurde, ist begreiflicherweise dasjenige der Wurzeln. Die Wurzeln, welche sich sonst, anderen Organen gegenüber, durch ihre Gleichartigkeit auszeichnen, zeigen bei den Epiphyten die mannigfachsten Adaptationen. Sie besitzen häufig (Orchideen, Aroideen) eigenartige, bei anderen Pflanzen nicht existirende Vorrichtungen zur Verwerthung von Regen und Thau. Die sonst in derselben Wurzel vereinigten Functionen der Befestigung am Substrat und der Aufnahme der Nährstoffe sind oft auf verschiedene Glieder des Wurzelsystems vertheilt, die dementsprechend, mit ganz verschiedenen Eigenschaften versehen sind. Je nach Bedürfniss sind sie positiv oder negativ oder gar nicht geotropisch, lang und einfach oder kurz und stark verzweigt, mit beschränktem oder unbeschränktem Längenwachsthum versehen, cylindrisch oder abgeplattet und blattartig. Sie übernehmen bei Aëranthus-Arten sämmtliche vegetative Functionen, während sie bei Tillandsia usneoides auf unbedeutende, früh verschwindende Anhängsel reducirt werden.
Nächst den Wurzeln haben die Blätter die meisten Adaptationen aufzuweisen. In den einfachsten Fällen beschränken sich diese auf Vorrichtungen, wie wir sie bei Bewohnern trockener Standorte überhaupt finden; in anderen ist der Einfluss der epiphytischen Lebensweise scharf ausgeprägt, so bei den Nischenblättern vieler Farne, den Ascidien von Dischidia, namentlich aber bei den Bromeliaceen, welche eine neue und augffallende Illustration des Satzes bilden, dass morphologisch ungleichwerthige Organe, wenn sie ähnliche Functionen unter ähnlichen äusseren Bedingungen verrichten, auch ähnliche Eigenschaften annehmen.
Die Blätter der Bromeliaceen müssen nämlich, gleich den Luftwurzeln der Orchideen und Araceen, im Stande sein, das auf sie fallende Wasser rasch aufzunehmen, und doch gegen Wasserverlust geschützt sein, da sie nicht, wie gewöhnliche Wurzeln, im Boden verborgen sind. Die Structurverhältnisse sind bei den Blättern der Bromeliaceen und den Luftwurzeln der Orchideen, soweit sie auf den Einfluss der äusseren Bedingungen zurückzuführen sind, in der That ganz gleichartig. Die Oberfläche ist von bei trockenem Wetter luftführenden Cellulosezellen eingenommen, die jeden auf sie fallenden Wassertropfen gierig aufsaugen. Der einzige Unterschied ist, dass bei den Luftwurzeln die Aufnahmezellen ein zusammenhängendes Gewebe darstellen, während sie bei den Bromeliaceenblättern einen dichten Haarüberzug bilden. Unter dem absorbirenden Mantel befindet sich eine stark cuticularisirte, aber mit engen, nicht cuticularisirten Durchgangsstellen für das Wasser versehene Zellschicht, die Endodermis bei den Orchideen-Luftwurzeln, die Epidermis bei den Bromeliaceenblättern. Die nicht cuticularisirten Zellen sind überall dünnwandig und plasmareich.
Die Functionen der Wasseraufnahme und der Kohlenstoffassimilation
sind bei den meisten epiphytischen Orchideen und Bromeliaceen
noch in der Hauptsache auf ungleiche Pflanzentheile
vertheilt, wenn auch eine so vollkommene Differenzirung, wie bei
ihren terrestrischen Verwandten, beinahe nirgends vorhanden ist.
weisse Streifen
«)
sich befinden.
Die Epidermis bezw. Endodermis ist stark cuticularisirt und mit
engen, nicht cuticularisirten Durchgangsstellen versehen. Unter
der schützenden Schicht befindet sich grünes Gewebe, in welchem
Wasserzellen zerstreut liegen. Die Mitte ist, der hängenden Lebensweise
entsprechend, von einem sehr festen Strange von Sklerenchymfasern
eingenommen, in welchem das äusserst reducirte Leitgewebe
eingeschlossen ist.
Wären nur solche Fälle extremer Anpassung, wie wir sie bei
Aëranthus- und Tillandsia-Arten kennen lernten, vorhanden, so
würde es kaum möglich erscheinen, dieselben auf allmähliche Veränderung
ursprünglich normal gestalteter und normal sich ernährender
Bodengewächse zurückzuführen. Thatsächlich sind aber alle
1. Aehnlich wie bei uns ein einziger Baum oft zahlreiche verschiedene Arten von Moosen und Flechten trägt, sind auch die Bäume des tropisch-amerikanischen Waldgebiets, wenn ihre Rinde als Substrat für Epiphyten geeignet ist, gewöhnlich mit sehr mannigfachen Phanerogamen und Farnen geschmückt. Welche Arten zusammenwachsen, ist nur bis zu einem gewissen Grade durch den Zufall bedingt. Bei genauerem Bekanntwerden mit der atmosphärischen Vegetation eines Gebiets wird man sich vielmehr bald überzeugen, dass die Epiphyten, ganz ähnlich wie Bodenpflanzen, verschiedene kleinere Gesellschaften bilden, die nach den jeweiligen äusseren Bedingungen den Raum behaupten und wiederum zergliedert werden können.
2. Die Factoren, welche in erster Linie für die Gliederung
der epiphytischen Vegetation in kleinere Gesellschaften maassgebend
sind, sind
Das Lichtbedürfniss treibt im dichten Urwald die Epiphyten nach den höheren Baumästen, sodass derselbe meist arm an diesen Gewächsen zu sein scheint, während er in Wirklichkeit eine ausserordentlich üppige und formenreiche atmosphärische Vegetation ernährt, die sich unten nur durch tauartige Luftwurzeln, abgelöste Blüthen und Früchte oder unter der Last der sie überwuchernden Pflanzen abgebrochene Baumzweige verräth. Die Stämme und die unteren Aeste tragen nur wenige schattenliebende Arten, namentlich Hymenophylleen und andere Farne, Lycopodien, zarte Peperomien, grüne Bromeliaceen (Arten von Vriesea, Nidularium etc.) und knollenlose, meist dünnblätterige Orchideen (Zygopetalum etc.). Daneben findet man vielfach kümmerliche, nicht blühende Exemplare der auf den obersten Aesten prangenden Arten. Sobald in Folge von Fällungen das Licht in die Tiefe des Urwalds Zutritt erhält, breitet sich die bisher auf den oberen Aesten angehäufte Vegetation auch auf den Stamm aus und bedeckt den Baum bis zu seiner Basis mit einer blumenreichen Hülle der wunderbarsten und mannigfachsten Pflanzenformen.
Die epiphytische Vegetation der Bäume der Savannenwälder und anderer trockener Standorte ist meist weniger üppig und formenreich als diejenige des Urwalds und bei oberflächlicher Betrachtung von letzterer durchaus verschieden. Sie verdankt ihren eigenthümlichen Character den bis aufs äusserste getriebenen Schutzmitteln gegen Austrocknen; dickblätterige, wenig belaubte Orchideen, graue Bromeliaceen (Tillandsia), Rhipsalis Cassytha und andere Cacteen, kleine lederartige Polypodium-Arten bilden die wesentlichsten Elemente der Epiphytenflora der Savannen im ganzen tropischen und subtropischen Amerika.
Man wird im Urwald lange vergeblich nach den Epiphytenarten
der Savannen suchen, und dennoch sind sie in demselben
vorhanden, sogar theilweise sehr gemein. Um sie zu finden, muss
man allerdings nicht blos den Stamm und die dickeren Aeste, sondern
die ganze Krone des Baumes untersuchen können, wozu ich in
Blumenau in Waldschlägen, sog. Roça
's,
häufig Gelegenheit hatte.
Während der Stamm, soweit wenigstens, als er sich im Walddunkel
befindet, nur spärliche und wenig mannigfache Epiphyten
trägt, sind seine Aeste mit einem dichten Rasen von Bromeliaceen,
Orchideen, Farnen, Aroideen, Peperomien, Gesneraceen bedeckt, und
darunter befinden sich zahlreiche Arten, die wir im Waldschatten vergeblich
suchen würden. Nähere Betrachtung zeigt bald, dass auch innerhalb
der Krone Unterschiede vorhanden sind. Die Vegetation der
dickeren Aeste, jedoch nicht der untersten, ist die formenreichste und
üppigste; hier wachsen die Riesen unter den Epiphyten, sowie eine Fülle
von meist mit Scheinknollen versehenen Orchideen; neben diesen befinden
sich, jedoch nur in geringer Anzahl,
Die etagenmässige Gliederung der epiphytischen Vegetation des
Urwalds ist natürlich nicht in der Art schematisch aufzufassen, dass
bei bestimmter Höhe die reine Schattenflora in diejenige
des Halbschattens und diese wiederum in diejenige des direkten
Sonnenlichtes übergehe. Eine solche Regelmässigkeit existirt
nicht. Baume mit sehr dichtem Laube entbehren der Sonnenepiphyten
beinahe gänzlich, wahrend letztere bei Bäumen, die ihr
Laub periodisch abwerfen, schon auf den dickeren Aesten vorherrschend
sein können. Besonders zahlreich sind die Sonnenepiphyten
wie die Kuppeln und Dome das übrige Gemäuer einer
Stadt
« überragen und daher wohl auch als hauptsächliche
Bildungsstätten derselben zu betrachten sind.
3. Licht und Feuchtigkeit sind für die Vertheilung der Bodenpflanzen
von kaum geringerer Wichtigkeit als für die Epiphyten
und bedingen beinahe ebenso grosse Unterschiede, als diejenigen,
die wir für die Epiphytenflora der Wälder und die der Savannen
oder für die Etagen des Urwalds kennen lernten. Ausser diesen
beiden Factoren sind für die Gliederung der Pflanzendecke innerhalb
der Vegetationsgebiete die physikalische und die chemische
Beschaffenheit des Bodens von grosser Wichtigkeit. Dieselben kommen
für die Epiphyten natürlich nicht in Betracht; dagegen ist
ihnen
Zunächst ist es klar, dass für die meisten Epiphyten eine rissige
Rinde ein besseres Substrat bilden wird als eine glatte. Die Ansprüche,
welche die verschiedenen Epiphyten in dieser Hinsicht
stellen, sind sehr ungleich. Am genügsamsten sind die Bromeliaceen,
welche auch auf spiegelglatter Oberfläche üppig zu gedeihen
vermögen, indem sie sich durch Ausscheidung eines resistenten
Kitts überall befestigen und bei ihrem Ernährungsmodus für die
Aufnahme des Wassers und der Nährsalze von ihrem Substrat ganz
unabhängig sind. Als Beispiele für das erstaunliche Accommodationsvermögen
dieser Pflanzen seien einige der von mir beobachteten
Standorte derselben erwähnt. Sie wachsen z. B. häufig auf mastähnlichen
Die ausserordentliche Anpassung der Bromeliaceen an epiphytische Lebensweise verleiht ihnen die gleiche Bedeutung, wie bei uns den Flechten, als Vorläufern der Vegetation. Sie sind die zuerst erscheinenden Epiphyten und bereiten das Substrat für solche Pflanzen, die erst bei etwas grösseren Mengen von Nährstoffen und Feuchtigkeit gedeihen können. Ihr Wurzelsystem ist dazu vortrefflich geeignet; die Glieder desselben sterben zwar frühzeitig ab, sind aber nichtsdestoweniger äusserst fest und dauerhaft, mit Ausnahme der Aussenrinde, aus welcher, sowie aus den allmählich durch Wind, Regen und Insekten und von der faulenden Sprossbasis herunterfallenden geringen Mengen fremder Stoffe in den Interstitien des Wurzelsystems ein Substrat bereitet wird, auf welchem andere Epiphyten üppig zu gedeihen vermögen.
Die Wurzelkörper und Stammbasen grösserer Bromeliaceen
(z. B. Brocchinia Plumieri auf Dominica, Aechmea-Arten) sind vielfach
von einer Menge der verschiedensten Epiphyten überwuchert.
Auf Dominica scheint Clusia rosea beinahe nur in diesen Wurzelgeflechten
ihren Ursprung zu nehmen; sogar an schon baumartig
gewordenen Exemplaren derselben kann man vielfach noch die
Ueberreste der Brocchinia erkennen, zwischen deren Wurzeln der
Die meisten Epiphyten vermögen nicht auf so glatter Rinde, wie die Bromeliaceen, zu gedeihen. Zu den sehr genügsamen gehören kleine Farne und Peperomien, deren haardünne Wurzeln in kaum sichtbare Risse eindringen. Andere Arten hingegen bewohnen nur die tief zerklüftete, bemooste Borke alter Bäume, z. B. manche grössere Farnarten (in Westindien Polypodium aureum, P. neriifolium, Asplenium exaltatum etc.), die meisten Dicotyledonen und diejenigen Araceen, die auf niederer Stufe der Anpassung verblieben sind, wie Anthurium dominicense und viele andere Arten derselben Gattung. Manche dieser Pflanzen (z. B. Columnea scandens, Vittaria lineata, Psychotria parasitica) bewohnen gerne die Luftwurzeln anderer Epiphyten, sei es diejenigen der Bromeliaceen, oder von Anthurium Hügelii, Oncidium altissimum etc. Die epiphytischen Utricularien Westindiens gedeihen nur in Moospolstern, Psilotum triquetrum in den Gabelungen alter Bäume.
Baumarten mit sehr rissiger Borke bieten einer grösseren Anzahl
verschiedener Epiphyten ein geeignetes Substrat, als solche
mit glatter Oberfläche. Am meisten verschont verbleiben jedoch
diejenigen Bäume, deren Borke, ähnlich wie bei den Platanen, schuppenförmig
abfällt, z. B. im süd-brasilianischen Urwald viele Myrtaceen
(wohl Eugenia- und Myrcia- Arten); nur ein Farn (Nephrolepis sp.)
zeigte sich unter solchen Umständen fähig, den Raum zu
behaupten, indem seine äusserst dünnen und langen Stolone den
In manchen Fällen ist die Ursache der grossen Bevorzugung
oder Verschmähung gewisser Bäume ziemlich unklar. So nehmen
die Calebassenbäume (Crescentia Cujete) unter allen anderen mir
bekannten Bäumen des tropischen Amerika, in Bezug auf den Reichthum
ihrer epiphytischen Vegetation, sowohl was die Zahl der Arten
als der Individuen betrifft, bei weitem den ersten Rang ein. Dieselben
sind, namentlich in der Nähe des Waldes, in der Regel von
einer Fülle der verschiedenartigsten Epiphyten bedeckt, namentlich
von Orchideen; aber auch, wo die äusseren Bedingungen für epiphytisches
Pflanzenleben sonst wenig günstig und andere Bäume
völlig verschont sind, wird man oft auf den Calebassenbäumen die
verschiedenartigsten Pflanzen in üppigen Exemplaren finden und
nach der Untersuchung derselben sich gewöhnlich den Besuch der
umgebenden Bäume ersparen können, indem die ganze atmosphärische
Flora der Nachbarschaft auf ihren Aesten vertreten ist und manche
Orchideen, z. B. Aëranthus funalis, Epidendrum non chinense etc.,
sich beinahe nur da befinden. Die Ursache dieser Bevorzugung der
Crescentien scheint theilweise in der Beschaffenheit des Korks zu liegen,
der sich durch grosse Weichheit und Dicke, sowie schwammartige
Beschaffenheit auszeichnet, sodass die Wurzelhaare leicht in denselben
dringen können. Diese Eigenschaft ist den westindischen
Gartenfreunden wohl bekannt, und dieselben gebrauchen daher vielfach
Calebassenzweige als Substrat für epiphytische Culturen
Während der Calebassenbaum die verschiedenartigsten Gewächse
trägt, zeichnet sich eine auf Trinidad und in Venezuela
häufige Palme (Manicaria sp.?) aus durch die Constanz und Eigenartigkeit
der nur aus wenigen Arten bestehenden Genossenschaft von
Epiphyten, die sie in ihren persistirenden Blattbasen ernährt. Neben
Durch persistirende Blattbasen beschuppte Palmen sind überhaupt, im tropischen und subtropischen Amerika, vielfach von grossen epiphytischen Farnen bedeckt. Anetium citrifolium scheint auf Jamaica nur solche zu bewohnen. In Ost-Florida fand ich Sabal Palmetto häufig, wie Manicaria auf Trinidad, mit Polypodium aureum und Vittaria lineata geschmückt, und in Süd-Florida scheint das merkwürdige Ophioglossum palmatum nur da zu wachsen. Aehnliches sah ich vielfach bei Blumenau, wo der am gewöhnlichsten auf Palmen wachsende Farn eine der auf den Palmen Trinidads wachsenden sehr ähnliche Nephrolepis ist.
Die Palmen mit persistirenden Blattbasen tragen nach dem
Gesagten eine sehr eigenartige, durch das Vorherrschen grosser
Farne ausgezeichnete Vegetation; zwei der letzteren, Aspidium
sesquipedale und A. nodosum, sind sogar auf Trinidad auf Palmen
beschränkt, während auf Dominica die erstere auch sonst epiphytisch
und als Bodenpflanze vorkommt, und die zweite, nach
Eine noch mehr charakteristische, obwohl wiederum wesentlich
aus Farnen bestehende epiphytische Flora zeichnet, im ganzen tropischen
Amerika, die
Die genannten Epiphyten der Baumfarne bewohnen vornehmlich
die Luftwurzelmassen, welche den Stamm der letzteren bekanntlich
theilweise oder ganz umhüllen und sehr häufig als Substrat für
epiphytische Culturen Verwendung finden. Wie zu erwarten, ist
Eine so ausgeprägte Anpassung an eine bestimmte Baumart,
wie wir sie soeben für einige Epiphyten der Baumfarne kennen
lernten, scheint sonst nicht vorzukommen, da auch Epidendrum conopseum
Ausser der Beschaffenheit der Rinde wirkt auch die Belaubung
auf Reichthum und Zusammensetzung der epiphytischen Flora der
einzelnen Baumarten, indem dieselbe mehr oder weniger dicht,
immergrün oder nur periodisch vorhanden sein kann. Wir kommen
hiermit auf den schon vorher geschilderten Einfluss des Lichtes
zurück. Begreiflicherweise entbehren auf Savannen dicht belaubte
Bäume der Epiphyten beinahe gänzlich, da die in schattigen
Wäldern gedeihenden Arten hohe Ansprüche an Luftfeuchtigkeit
stellen. So sah ich auf den westindischen Inseln den Mangobaum,
dessen dunkles Laub dasjenige aller unserer europäischen Baume
an Dichtigkeit übertrifft und sogar von Vögeln vermieden wird, von
Epiphyten ganz verschont, während er bei Rio de Janeiro, wo er
nur unvollkommen gedeiht und dünner belaubt ist, solche vielfach
reichlich trägt. Vermieden sah ich auch Terminalia Catappa, den
Brodbaum (Artocarpus incisa), die Tamarinde etc. Viel von Epiphyten
bewohnt sind, ausser den schon erwähnten Calebassenbäumen,
die dank der schlanken Gestalt ihrer Zweige auch möglichst günstige
Beleuchtung bieten und eine reichere Flora als irgend welche
anderen Baume tragen, namentlich Caesalpinieen mit flach-schirmförmiger
Krone und sehr durchsichtigem Laube (Caesalpinia¿ und
Cassia-Arten), die sogenannten Immortellbäume (Erythrina umbrosa),
4. Die die epiphytische Genossenschaft bildenden Gewächse gehören theilweise derselben ausschliesslich an, theilweise können sie auch an anderen Standorten auftreten. Immer jedoch ist die epiphytische Vegetation von der Umgebung scharf abgegrenzt.
Der Unterschied zwischen epiphytischer und terrestrischer Vegetation
ist am grössten in den Savannen, wo beiden gemeinsame
Arten vollständig fehlen; er ist weniger ausgesprochen im Urwald
und doch auch da so gross, dass man sich erst bei genauerem Studium
von der Anwesenheit einer Anzahl gleichzeitig terrestrisch
und epiphytisch wachsender Arten überzeugt. Farne des Bodens
zeigen sich im Walde vielfach auch auf den Stämmen; Carludovica
Plumieri, die in den dunkelen Urwäldern der kleinen Antillen so
häufig an den Bäumen klettert, keimt bald im Boden, bald auf der
Rinde. Aehnliches gilt von verschiedenen kletternden Arten von
Anthurium (z. B. Anth. palmatum) und Philodendron, während andere
Arten derselben Gattungen nie auf dem Boden des Urwalds wachsen;
andererseits aber sind viele zur ersten Gruppe gehörige Anthurium-Arten
mehr Bodenpflanzen als Epiphyten und gedeihen nur bei
reichem Substrat auf Bäumen. Dasselbe gilt von verschiedenen
Sträuchern und Bäumen.
Mehr verwischt ist der Unterschied zwischen terrestrischer und epiphytischer Vegetation in den dünnen Wäldern hoher Gebirgsregionen; auf dem Kamm der Serra Gerál in Sta. Catharina, auf der Serra do Picú (in der Serra de Mantiqueira) fand ich die gleichen, wenig zahlreichen Bromeliaceenarten auf dem Boden und den Baumästen. Die merkwürdige Erscheinung hätte ein eingehenderes Studium verdient, das ich ihr, aus Mangel an Zeit, nicht widmen konnte.
Eine weit grössere Aehnlichkeit als zwischen der epiphytischen und der terrestrischen Vegetation besteht, wie es bereits früher hervorgehoben wurde, zwischen ersterer und derjenigen der Felsen, die in den Tropen nicht bloss, wie bei uns, in ihren tiefen, Erde gefüllten Spalten, sondern auch an ihrer Oberfläche mit phanerogamischen und farnartigen Pflanzen geschmückt sind und daher ein ganz anderes Aussehen bieten, als unsere nur Moos und Flechten tragenden Felsen.
Eine grosse Anzahl Pflanzenarten, die sehr häufig als Epiphyten vorkommen, sind ebenso gewöhnliche Bewohner der Felsen, auf welchen sie sich in ähnlicher Weise befestigen und ernähren, ähnliche Ansprüche an Licht und Feuchtigkeit erheben, wie auf Baumrinde. Hierher gehören Vertreter der verschiedensten Familien, Farne, Bromeliaceen (namentlich Arten von Aechmea), Orchideen, Araceen, Cactaceen etc. Trotz dieser auf ähnlichen Existenzbedingungen beruhenden Uebereinstimmung der rupestren und der epiphytischen Genossenschaft können beide doch durchaus nicht vereinigt werden, da jede hinreichend zahlreiche eigenthümliche Elemente enthält, um ihr charakteristisches Gepräge zu besitzen.
Die wichtigste Charakterpflanze der epiphytischen Genossenschaft
ist zweifellos Tillandsia usneoides, deren Lebensweise mit
anderen Existenzbedingungen ganz unvereinbar erscheint und die
ich in der That nur auf Bäumen gesehen habe. Jedermann,
Noch andere, wenn auch nicht alle Bromeliaceen der Epiphytengenossenschaft
sind für letztere charakteristisch, so die Mehrzahl der
Tillandsien der kleinen Antillen und Venezuelas. Es ist keine Rinde
so glatt, dass eine Colonie von Tillandsia-Arten (z. B. T. utriculata,
flexuosa, recurvata, pulchella) auf derselben nicht gedeihen könnte,
sogar in trockener, sonniger Lage, während diese Gewächse auf Felsen
oder überhaupt auf nicht pflanzlicher Unterlage sehr selten oder gar
nicht vorkommen. In auffallendster Weise zeigte sich mir einerseits die
erstaunliche Genügsamkeit der Tillandsieen, andererseits ihre einseitige
Anpassung in den Llanos, am Fuss der Küsten-Cordillere von
Venezuela
Es sind nicht alle Bromeliaceen so exclusive Epiphyten als die genannten, welchen sich noch andere Arten, z. B. Caraguata lingulata, Guzmannia tricolor, Brocchinia Plumieri anzuschliessen scheinen. Die Aechmea-Arten, welche einer Unterfamilie angehören, die viele exclusive Bodenbewohner zählt, sind vielfach ebenso häufig auf Felsen, wie auf Bäumen, z. B. in Sta. Catharina. Aehnliches gilt aber auch von gewissen Tillandsien, z. B. der glänzend weissen Till. Gardneri, die auf der Insel Sta. Catharina gleichzeitig zu den häufigsten Gliedern der Epiphyten- und der Felsengenossenschaft gehört.
Sehr auffallende und charakteristische Glieder der Epiphytengenossenschaft
sind ferner Anthurium Hügelii und die Mehrzahl
der Baumwürger (scotch attorney
,
span. matapalo
,
portug. matapáo
).
Die Felsenflora nimmt in den tieferen, von Urwald bedeckten
Regionen tropischer Gegenden ein weit geringeres Areal ein, als die
epiphytische, sodass ein genauerer Vergleich beider häufig schwierig
ist. Jedenfalls zeigt sie im Schatten und an der Sonne ähnliche
Unterschiede wie die letztere. An Felswänden im Walde findet
man namentlich Farne (vorzugsweise Hymenophylleen), Lycopodien.
Gesneraceen, Peperomien, grüne Bromeliaceen, die theils der rupestren
Der Unterschied zwischen der epiphytischen und der rupestren Vegetation in Amerika beruht indessen nicht bloss auf der Anwesenheit charakteristischer Pflanzenarten in jeder derselben. Die Epiphytengenossenschaft ist nicht bloss reicher an letzteren als die rupestre, sie ist auch viel schärfer gegen andere Genossenschaften abgegrenzt und trägt daher ein viel eigenartigeres Gepräge.
Die Ursachen dieses Unterschieds sind theilweise nicht schwer
zu errathen; sie gehen aus einem genaueren Vergleich der nicht
epiphytisch vorkommenden Felsenbewohner mit den Epiphyten hervor.
Wir haben gesehen, dass Pitcairnia- und Dyckia-Arten ganz
gewöhnlich auf Felsen, aber nie auf Bäumen, selbst nicht in humusreicheren
Spalten der Rinde, vorkommen. Es wäre in der That
schwer für diese Pflanzen, auf Bäume überzugehen, indem die Samen
von Pitcairnia einen nur unvollkommenen Flugapparat besitzen, diejenigen
von Dyckia dagegen allerdings mit einem breiten Flügel
versehen sind, der jedoch nur zum Flug, aber nicht zur Befestigung
an der Rinde geeignet ist. Diejenigen Gesneraceen, die auf Felsen,
Auf solche Weise lässt sich sowohl das Fehlen vieler Felsenpflanzen auf Bäumen, als auch die grössere Uebereinstimmung zwischen der Flora der Felsen und derjenigen gewöhnlichen Bodens als zwischen der letzteren und der epiphytischen, zum grossen Theile erklären. Der epiphytischen Genossenschaft fehlt ein wichtiger Verbreitungsmodus der Samen, das Wasser; ihre Samen sind in dieser Hinsicht ganz auf Vögel und Wind angewiesen und müssen zudem noch in ganz bestimmter Weise beschaffen sein, um auf der Rinde gedeihen zu können. Diese Schwierigkeiten gehen den Felsen ganz ab. Das Wasser rieselt über ihre Oberfläche, in ihre Spalten, alle möglichen Samen terrestrischer und epiphytischer Gewächse mit sich schleppend, die zur Entwickelung gelangen, wo sie nur ein passendes Substrat finden; ein ebenfalls buntes Samengemisch wird den Felsen durch den Wind und die Thiere zugeführt. Auf diese Weise kommt es, dass in tiefen Felsspalten ganz dieselben Pflanzen, wie auf gewöhnlichem Boden, gedeihen, während sich sonst epiphytisch wachsende Gewächse an der Steinoberfläche, ganz ähnlich wie an der Baumrinde, ansiedeln; die Flora der Felsen würde in den Tropen ein Mittelding zwischen der epiphytischen und der terrestrischen darstellen, wenn sie nicht ausser diesen Bestandtheilen noch eine Anzahl Arten enthielte, die durch den Kampf ums Dasein von fruchtbareren Standorten ausgeschlossen werden, und denen der Bau ihrer Samen und Früchte auf Bäume überzugehen nicht gestattet.
5. Die in diesem und den vorigen Kapiteln über die Eigenthümlichkeit
der Epiphyten, über die Beziehungen der Flora der
1. Durchschnittlich haben die Glieder der epiphytischen Genossenschaft grössere Areale als terrestrische Pflanzenarten, ohne jedoch im Allgemeinen so ausgedehnte Verbreitungsbezirke, wie Wasser- und Strandpflanzen, aufzuweisen. Die bedeutende Grösse der Areale vieler epiphytischer Gewächse ist keineswegs durch ihre Lebensweise bedingt worden, die im Gegentheil, wie in diesem Kapitel gezeigt werden soll, viel eher hemmend als fördernd auf die Verbreitung wirkt. Dass so viele epiphytische Gewächse weit entlegene Gebiete gleichzeitig bewohnen, beruht ausschliesslich darauf, dass ihre Samen an Verbreitung durch Wind und Vögel ausgezeichnet angepasst sind, worin, wie wir es im ersten Kapitel zeigten, nicht eine Wirkung, sondern eine der Ursachen der epiphytischen Lebensweise zu erblicken ist.
Die Epiphyten, die gleichzeitig die westliche und die östliche
Hemisphäre bewohnen, sind relativ zahlreich, so namentlich unter
den Farnen (verschiedene Hymenophylleen, Vittaria lineata, Polypodium
incanum etc.), Lycopodiaceen (Lycopod. Phlegmaria, Psilotrum
triquetrum etc.), aber, in einzelnen Fallen, auch bei Familien,
deren Arten gewöhnlich enger begrenzte Areale besitzen. So wächst
Bolbophyllum recurvum in Sierra Leone und Brasilien
Sehr gross ist die Anzahl der epiphytischen Pflanzenarten, die den tropisch-amerikanischen Urwald in seiner ganzen Ausdehnung bewohnen, und manche Arten überschreiten gleichzeitig nach Norden und Süden die tropische Zone (incl. Süd-Brasilien), so Tillandsia usneoides, die von Virginien (35° N. Br.) bis Argentinien und Chile verbreitet ist, Till. recurvata (von Florida bis Argentinien) etc.
Es soll aber keineswegs verschwiegen werden, dass auch unter den Epiphyten endemische Arten nicht fehlen. Solche findet man namentlich bei den Orchideen, wo jedoch der Endemismus bei den terrestrischen Arten noch weit mehr ausgesprochen ist, als bei den epiphytischen, von welchen viele Arten, wie Isochilus linearis, Dichaea echinocarpa etc., sehr verbreitet sind. Die auffallendsten mir bekannten Fälle von Endemismus ausserhalb der Orchideen sind die monotypische Vaccinieengattung Findlaya auf Trinidad, wo ich sie übrigens umsonst suchte, die ebenfalls monotypischen Rubiaceengattungen Ravnia, Xerococcus und Ophryococcus in Costa-Rica und die kleine Utricularia Schimperi auf Dominica. Da die Epiphyten vielfach nur auf den Gipfeln hoher Bäume vorkommen, dürfte bei denselben mehr als bei Bodenpflanzen der Endemismus späteren Forschungen weichen.
2. Trotz der bedeutenden Grösse der Areale vieler derselben
sind die Pflanzenarten, die die atmosphärische Vegetation zusammensetzen,
in den verschiedenen Gebieten des tropisch-amerikanischen
Waldes zum Theil nicht die gleichen. Dennoch haben wir die verschiedenartigen
Anpassungen der Epiphyten an ihre Lebensweise,
sogar die Gliederung der atmosphärischen Pllanzenwelt in kleinere
Gemeinschaften ohne jede Rücksicht auf geographische Verbreitung
behandelt; nur hier und da wurde kurz auf eine Localität hingewiesen,
wo die eine oder die andere Erscheinung in besonders auffallender
Weise zum Vorschein kommt. Diese Vernachlässigung
Araceen, Orchideen, Farne liefern, nach den Bromeliaceen, das Contingent der Epiphytengenossenschaft. Erstere sind formenreich, auf zwei Gattungen (Philodendron und Anthurium) beschränkt; ihre Arten sind aber theilweise sehr gemein und durch mächtige Dimensionen ausgezeichnet.
Die epiphytischen Orchideen übertreffen an Artenzahl nicht
bloss die Araceen, sondern auch die Bromeliaceen bei weitem; sie
sind aber meist klein und unscheinbar. Vorherrschend sind unter
ihnen Arten der ungeheuren, nur amerikanischen Gattung Pleurothallis,
deren beschriebene Formen 400 übertreffen, und der noch
grösseren, ebenfalls rein amerikanischen Gattung Epidendrum, erstere
Auffallender und habituell mannigfacher als die Orchideen sind die Farne. Man findet sie überall; die Wäldbäume sind meist von unten nach oben mit ihren zahlreichen Formen geziert. Die im tiefen Schatten verborgene Basis des Stamms ist von einer leichten Krause von Hymenophylleen umhüllt, die an Durchsichtigkeit, an feiner Zertheilung ihres Laubs zuweilen den zartesten Moosen gleichkommen (z. B. Trichom. tenerum, trichoideum). Höher am Stamme wachsen oft sehr zierliche Asplenien, dickblätterige, einfache Acrostichen, schmalblätterige Vittarien, auch mächtige Formen, wie die trichterförmigen Rosetten des Asplenium serratum; von den Aesten hängen die oft über 6 Fuss langen, tief gezackten Bändern ähnlichen Fronden von Nephrolepis-Arten herunter. Der dichte Rasen auf den Aesten verbirgt eine Menge grösserer und kleinerer Polypodien, und die obersten Zweige haben ihre eigenen Formen, kleine, kriechende, zungenblätterige Polypodium-Arten, die auch auf den Savannenbäumen häufig sind (P. vaccinioides, serpens etc.). Nächst den genannten Familien nehmen kleine, meist kriechende Peperomien, verschiedene Gesneraceen (Columnea, Codonanthe etc.), Cactaceen (Rhipsalis Cassytha u. a. Rhipsalideen, verschiedene Cereus-Arten) den grössten Antheil an der atmosphärischen Flora. Bei der Untersuchung eines grösseren Waldbaums wird man nur ganz ausnahmsweise Vertreter der genannten Familien vermissen.
Die übrigen Epiphyten, namentlich die dicotylen Sträucher und
Bäume, treten mit Ausnahme von Clusia und den Feigenbäumen
Aehnlichkeiten und Unterschiede der atmosphärischen Flora des tropisch-amerikanischen Urwalds werden am besten aus einer kurzen Schilderung der diesbezüglichen Verhältnisse an einigen weit voneinander gelegenen Punkten hervorgehen.
Zunächst sei die epiphytische Vegetation der Umgebung von Port-of-Spain auf Trinidad (11° N. B.) als Beispiel eines ungefähr äquatorial gelegenen Punktes gewählt. Die Flora der Insel stimmt mit derjenigen des benachbarten Guyana beinahe ganz überein. Dichte Urwälder bedeckten sie früher, die im Westen zum grossen Theil der Zuckerrohrcultur geopfert worden sind. Auf den Bergen sind es dunkele, feuchte Wälder, deren Unterholz schwach entwickelt ist und wesentlich aus Baumfarnen besteht; in der Ebene ist das Unterholz sehr dicht und durch die stacheligen Stämme einer rotangartigen Palme (Desmoncus major) bis zu gänzlicher Undurchdringlichkeit verwoben. In den Bergurwäldern erscheint, dem tiefen Schatten entsprechend, die epiphytische Vegetation sehr arm, da die Baumgipfel, auf welchen die atmosphärischen Gewächse angehäuft sind, sich im undurchdringlichen Laubgewölbe dem Blicke entziehen; die Stämme tragen doch einige stattliche Formen, so die kletternde Carludovica Plumieri, das riesige Anthurium Hügelii und das ihm im Wuchs ähnliche Asplenium serratum, die beide die von oben in ihre Blatttrichter fallenden todten Blätter und Zweige aufsammeln. Hier und da wachsen grüne Tillandsieen (Vriesea, Caraguata), Farne, namentlich Hymenophylleen, kriechen auf der Rinde mit zarten Peperomien. Zwischen den Stämmen hängen zahlreiche Luftwurzeln, die sich bei genauerem Untersuchen theils als zu Clusia (Cl. rosea), theils als zu Aroideen (Philodendron-, Anthurium-Arten) gehörig zu erkennen geben, deren Ursprung aber im Laubdach verborgen ist. Zuweilen zeugt auch ein kleiner, abgefallener Baumzweig mit grauen Tillandsien oder dickblätterigen Orchideen von der Anwesenheit einer ganz abweichenden Epiphytenflora hoch oben am Lichte.
Treten wir aus dem Wald in eine Cacaopflanzung, so stellen sich
Epiphyten sofort in weit grösserer Menge ein, jedoch nicht so sehr
auf den Cacaobäumen selbst, als auf den weit höheren Erythrinen, die
zu ihrem Schutz gepflanzt worden sind. Diese Bäume sind von den
mannigfachsten Epiphyten bedeckt. Philodendron, theils kurzstämmig
An Trinidad scheint sich, soweit meine Beobachtungen reichen, der Waldstreifen der benachbarten Küste des Continents durchaus anzuschliessen; ich fand daselbst genau die gleichen Arten. Vergleichen wir damit hingegen die zum westindischen Vegetationsgebiet gehörige Insel Dominica (16° N. B.), so zeigen sich, jedoch erst bei genauerer Betrachtung, einige Unterschiede. Eine Anzahl Arten sind wohl die gleichen, die Gattungen sind es zum grössten Theil, der Gesammtcharakter daher derselbe; es fehlen aber einzelne der häufigsten südamerikanischen Formen, so Rhipsalis Cassytha, während ein paar neue dicotyledonische Sträucher und Bäume auftreten (Psychotria parasitica, Blakea laurifolia, Symphysia guadelupensis, Marcgravia spiciflora etc.).
Versetzen wir uns endlich nach dem anderen Ende des tropisch-amerikanischen
Urwalds, nach Blumenau (27° S. B.), so finden wir,
43° südlich von Dominica, doch die gleichen Typen wieder. Wesentlich
neue Formen treten uns nur in geringer Zahl entgegen und sind
meist vereinzelt. Die Orchideen sind wohl etwas zahlreicher, die Araceen
etwas weniger häufig als in Westindien; der Gesammtcharakter ist aber
doch nahezu der gleiche. Das Laubgewölbe des südbrasilianischen
Küstenwaldes ist weniger gleichmässig dicht als dasjenige der Bergurwälder
von Trinidad und namentlich Dominica, das Unterholz daher massig entwickelt,
die Epiphyten zeigen sich an den Stämmen, da, wo sich diese
frei aus dem Unterholz hervorheben, in etwas grösserer Zahl und
Nicht alle Bäume tragen eine solche Fülle von Epiphyten. Einige entbehren derselben sogar beinahe ganz, wie die Cecropien und die Myrtaceen, erstere aus mir nicht bekannten Gründen, letztere, weil sie ihre Borke, ähnlich wie die Platanen, abwerfen (vgl. p. 94). Reich von Epiphyten bedeckt sind die Cedros (Cedrela sp.), deren durchsichtiges, gefiedertes Laub alljährlich erneuert wird, die riesigen Figueiras (Urostigma-Arten), die sich kuppelartig über das Laubdach erheben. Die dünnen Masten der Oelpalme (Euterpe sp.) tragen vielfach eine Bromeliacee, in deren Wurzelgeflecht verschiedene kleine Epiphyten sich befestigt haben, während die rauhen, braunen Stämme der Baumfarne von einem zarten Rasen von Hymenophylleen und kleinen Asplenien umhüllt sind. Die Sträucher und kleinen Bäume des Unterholzes tragen nur Flechten und Moose, und solche, namentlich ein kleines, aromatisches Lebermoos, wachsen vielfach auch auf den grossen Blättern der Heliconien und Myrcien.
Verlassen wir den Urwald, so finden wir in der Capoeira, auf den vereinzelten Bäumen in den Pflanzungen und Weiden eine ganz ähnliche Savannenflora, wie in Westindien. Die Gattungen sind meist die gleichen, die Arten dagegen allerdings beinahe alle verschieden. Hier wie dort herrschen graue Tillandsien vor (Till. stricta, geminata etc.), daneben aber auch die grosse, scheckige, aber, ausser an den löffelartigen Blattbasen, kaum beschuppte Vriesea tessellata und eine stattliche, grünblätterige, nicht bestimmte Art derselben Gattung, Orchideen mit fleischigen Blättern, meist ohne Scheinknollen (Epidendrum latilabre, avicula u. a. A., Cattleya bicolor, Phymatidium delicatulum, Jonopsis sp. etc.), Rhipsalis Cassytha, kleine, meist kriechende Farne, hie und da kümmerliche Exemplare der Urwaldformen (Peperomien, Gesneraceen, Vriesea psittacina).
3. Die atmosphärischen Gewächse fehlen nicht ganz in jenen
ungeheuren Savannengebieten, die unter dem Namen von
Llanos
,
Catingas
,
Campos
u. s. w.
das Innere des tropischen Süd-Amerika
bedecken. Diese Savannen stellen bekanntlich nicht ein ununterbrochenes
Wiesenland dar, sondern bestehen stellenweise oder vorwiegend
(Catingas) aus lichten Gebüschen und Wäldern mit periodisch
abwerfendem Laube, die an den Flussrändern recht üppig werden
können.
Man findet in diesen Wäldern nur ausnahmsweise einen so grossen Reichthum an epiphytischen Bromeliaceen und Orchideen, wie ich ihn für gewisse Savannenwälder am Fusse der Küstencordillere in Venezuela im vorigen Kapitel beschrieb. Auch in letzterem Lande habe ich grosse Wald- und Gebüschstrecken gesehen, wo, obwohl an grossen Bäumen kein Mangel war, die Epiphyten sehr spärlich an Arten und Individuen auftraten. So wuchsen in der Umgebung von Maturin nur ein paar Tillandsien, ausser an den Ufern des Flusses (R. Guarapiche), wo, wie überhaupt an allen Gewässern, zahlreichere und mannigfachere Epiphyten auftraten – offenbar allein eine Wirkung der wässerigen Dünste, die in kühler Temperatur der Nacht als flüssige Tropfen ausgeschieden werden, welche in die Trichter der Vriesea- und Aechmea-Arten, auf die gierig saugenden Blätter grauer Tillandsien und auf Orchideen-Luftwurzeln fallen und den Verlust des Tages ersetzen.
Ganz ähnlich, wie in den dünnen Wäldern der Llanos, tritt in
brasilianischen Catingas der Epiphytismus stark zurück.
Ganz ähnlich verhält es sich in den südbrasilianischen Campos,
in den Savannengebieten Mexicos und Central-Amerikas und auf
denjenigen der Antillen, die in Folge ihres relativ trockenen Klima
eines
Auf einer Excursion in der Umgebung von Pernambuco im Dezember
1886 habe ich einen Blick in die dortige epiphytische Vegetation
werfen können, die mit derjenigen der Catingas grosse Aehnlichkeit zu
haben scheint; allerdings sind die dortigen Wälder durch den Einfluss
des Menschen mehr verändert als im Inneren des Landes. Immerhin
entsprach, was ich sah, vollkommen den Beschreibungen parasitas
« wohl Bescheid
wusste, sagte mir, dass solche ausschliesslich in feuchten Schluchten zu
finden wären, und führte mich zum Beleg in eine solche, wo die Bromeliaceen
in der That etwas reichlicher auftraten, aber von anderen
Epiphyten nicht begleitet waren.
Auf den einzelnen knorrigen Bäumen und in den dünnen Gebüschen
der Campos von Minas Geraës sind die Epiphyten, wie mir Dr. äusserst sparsam, ja fehlen stellenweise gänzlich.
Nur einige Polypodien, Pleurothallideen und wenige Bromeliaceen trifft
man hier und da vereinzelt an.
« (Brief aus Congonhas do Campo,
ca. 48 km südwestl. von Ouro Preto.) In den Urwaldbeständen auf
Bergabhängen treten dagegen die Epiphyten begreiflicherweise reichlich
auf.
An den trockenen Küstenstrichen Mexicos, bei Vera Cruz u. s. w.,
fand
Die trockenen Küstengebiete Nord-Chiles und Perus scheinen der
Epiphyten beinahe ganz zu entbehren; nur einige graue, xerophile
Tillandsia-Arten schmücken in ersterem die spärlichen Bäume und
Cereus-Säulen.
In Westindien besitzen die nach dem Antillenmeer zugekehrten
Küstenstriche der grösseren Inseln ein trockeneres Klima als nach der
atlantischen Seite, und ein solches kommt gewissen der kleineren Inseln
in ihrer ganzen Ausdehnung zu. Unter diesen letzteren befindet sich
St. Croix und der kleine Archipel der Jungferninseln, deren
Pflanzengeographie und Floristik von
Wir haben im vorigen Kapitel gesehen, dass die epiphytische
Vegetation der natürlichen Savannen, sowie der durch Ausrottung
des Urwalds entstandenen Culturgebiete mit derjenigen, die auf dem
Zunächst ist ein Auswandern der Epiphyten aus dem Urwalde direkt nachweisbar. Wo, auch fern von den Savannen, der Urwald gefällt und der Boden mit Nutzbäumen bepflanzt wird, werden letztere bald durch die Epiphyten des benachbarten Urwalds colonisirt, und zwar scheinbar ausschliesslich von den xerophilen Arten, die in letzterem die obersten Zweige bewohnen. Bei genauerem Suchen wird man jedoch hier und da kümmerliche, nicht blühende Exemplare der hygrophilen Arten finden, und diese treten in grösserer Ueppigkeit auf, sobald die Feuchtigkeit eine grössere wird.
Die grosse Ungleichheit in den Existenzbedingungen der einen
und denselben Baum, aber in ungleicher Höhe, bewohnenden Epiphyten
zeigt sich in auffallender Weise, wo, wie es häufig geschieht,
bei der Fällung des Urwalds einzelne Bäume verschont geblieben
sind. In solchen Fällen sehen wir die hygrophilen Epiphyten des
Stammes und der dickeren Aeste absterben, wahrend die xerophilen
des Gipfels sich stammabwärts bewegen. Zuerst, schon nach wenigen
Tagen, gehen die zarten Hymenophylleen der Stammbasis zu Grunde,
die übrigen hygrophilen Epiphyten resistiren länger, nehmen aber
eine gelbliche, krankhafte Färbung an und verschwinden schliesslich
ganz, während die bisher auf den Gipfel localisirten grauen Tillandsieen,
Dafür, dass die xerophilen Epiphyten der Baumgipfel des Urwalds
in diesem selbst entstanden sind, spricht auch der Umstand,
dass sie in letzterem, oder besser
Mit grösster Sicherheit ergibt sich jedoch der silvane Ursprung der aerophilen Epiphyten daraus, dass in Savannen die terrestrische und epiphytische Vegetation ganz schroff geschieden bleiben, während im Urwald ein allmahlicher Uebergang von der einen in die andere und von den unteren Schichten der Epiphytenvegetation in die oberen sich zeigt. Der Urwald zeigt uns die Entwickelung der Genossenschaft in allen ihren Phasen.
Manche Pflanzen des tropischen Urwalds wachsen, wie bereits
erwähnt wurde, sowohl auf dem Boden, als auch auf Bäumen, ohne
irgend welche eigentliche Anpassungen an epiphytische Lebensweise
zu besitzen; sie vermochten sich im Kampfe ums Dasein sowohl
als terrestrische Gewachse, wie auch als Epiphyten zu behaupten
(Melastomaceen e. p., Solanaceen u. a. Dicotyledonen, Farne e. p.).
Andere Formen verdankten hingegen nur dem Umstande, dass sie
als Epiphyten gedeihen konnten, ihre Fortexistenz, und bei diesen
wurden natürlich alle Eigenschaften gezüchtet, welche für Lebensweise
auf Bäumen geeignet waren; sie wurden an letztere
Allmähliche Uebergange verbinden die terrestrischen und epiphytischen Pflanzengemeinschaften des Urwalds; die Gattungen sind zum Theil dieselben, und manche Art des höchsten Niveau dringt in einigen Individuen in ein tieferes, wahrend ausgesprochen hygrophile Epiphyten sich in kümmerlichen Exemplaren auf dem Laubdache zeigen können. Die Vegetation des Gipfels und diejenige des Stammes vermischen sich aber nicht, während letztere manche Art mit dem Boden gemein hat. Das Ganze trägt das Gepräge eines allmählichen Strebens nach dem Lichte.
Ganz anders in den Savannenwäldern; hier ist von einem Austausch
der im Boden bewurzelten Vegetation und derjenigen, die
sich an der Oberfläche der Rinde befestigt hat, keine Rede. Nur
auf der Oberfläche von Felsblöcken sieht man einen Theil der Arten
der Epiphytengenossenschaft. Die einseitige Anpassung an Lebensweise
auf harter Unterlage gestattet ihnen das Leben auf gewöhnlichem
Boden entweder gar nicht mehr (Till. usneoides, circinalis, Aëranthus
funalis u. a. m.), oder sie sind doch nicht mehr im Stande, mit
den an terrestrische Lebensweise angepassten Arten zu concurriren.
Wir werden in diesem Kapitel sehen, warum die Savanne
autochtone Epiphyten nicht erzeugte – ausser vielleicht solche Arten,
die aus bereits epiphytischen Colonisten des Urwalds durch weitere
Anpassung entstanden. Unserer Erklärung muss eine grössere Anzahl
beweiskräftiger Thatsachen vorausgeschickt werden. Wir wollen
einstweilen nur an der Thatsache festhalten,
4. Man stellt sich vielfach vor, dass das Vorkommen von
Epiphyten an grosse Hitze gebunden sei, obwohl der vermuthete
räthselhafte Zusammenhang zwischen Lebensweise auf Bäumen und
Temperatur, aus guten Gründen, nie den Gegenstand eines Erklärungsversuchs
gebildet hat. Es wachsen allerdings sehr viele Epiphyten
in den mächtigen Wäldern der Flussgebiete Süd-Amerikas, wo die
grosse Wärme starke Ausdünstung des Wassers bedingt, das die nächtliche
Abkühlung wieder als Thau niederschlägt
Es kann zwar eine bestimmte Region angegeben werden, in
welcher überall zwischen den Tropen und in benachbarten Gebieten
Oberhalb der Wolkenregion nimmt die Menge der Epiphyten
ab, bald schneller, bald langsamer, aber keineswegs in Folge der
Abnahme der Temperatur, sondern, wie es sich namentlich aus dem
Vergleich der brasilianischen Gebirge mit dem Himalaya ergeben
wird, weil die Luftfeuchtigkeit, relativ und absolut, mit der Höhe
abnimmt
Noch weit mehr als die Bodenpflanzen hängen die Epiphyten
von dem Sättigungsgrade der Luft an Wasserdampf und von der
Grösse der Verdunstung ab, indem ihre Organe meist sämmtlich
oberflächlich sind, ihr Substrat leicht eintrocknet und für seinen
Wasservorrath direkt von den atmosphärischen Niederschlägen abhängt.
Es ist uns daher auch leicht begreiflich, dass die Epiphyten
sich auf Gebirgen weniger hoch erheben als andere Gewächse, und
dass die obersten derselben in hohem Grade xerophilen Charakter
tragen. So fand
Im brasilianischen Küstengebirge stellen sich die Coniferenregion
(Araucaria) und die baumlose Region (Campos elevatos) bei
weit geringerer Höhe ein als auf den Anden, was, wie
Entsprechend der hohen Breite, stellt sich in der Serra Gerál von Sta. Catharina die temperirte Region noch weit tiefer ein als zwischen den Tropen. Bei 8–900 m werden jenseits des Hauptkamms, der einen sehr grossen Theil der Feuchtigkeit zurückhält, nur noch die Culturpflanzen temperirter Länder gezogen. Eine Excursion auf diesen Gebirgen, von Joinville nach São Bento, ergab manche interessanten Aufschlüsse über die Lebensbedingungen epiphytischer Gewächse. Bis wir den nur ungefähr 1000 m hohen Kamm erreicht hatten, war der Wald, wenn auch nicht überall hoch, doch meist dicht und reich an den meisten epiphytischen Pflanzen, die wir früher als in den Wäldern Sta. Catharinas vorkommend erwähnt haben, zu welchen einige andere Arten hinzukamen. In den flachen Hochthälern, welche wir nachher durchkreuzten, trugen die Wälder ein wesentlich anderes Gepräge. Theils waren es Laubwälder, in welchen die vorherrschenden Bäume Mimosen, Vernonien, Croton, von geringerer Grösse auch Solanum-Arten waren, manchmal von vereinzelten hohen Araucarien überragt; solche Wälder enthielten einige epiphytische Orchideen (Pleurothallideen, Epidendrum) von sehr geringen Dimensionen, Tillandsieen, kleine Farne, Peperomia reflexa, sämmtlich Pflanzen mit hoch entwickelten Schutzvorrichtungen gegen Transpiration, wie wir sie sonst nur bei Sonnenepiphyten finden, obwohl dieselben am Stamme im Schatten wuchsen. Streckenweise gingen wir durch Araucarienwälder, wo die Epiphyten vollständig zu fehlen schienen, obwohl solche auch auf Araucarien vorkommen, wenn diese vereinzelt im dichten Laubwalde wachsen. In dem von dünnem Araucarienwalde und Savannen bedeckten Thale, wo das kleine Dorf Campo alegre liegt, hatte ich keine Epiphyten gesehen, bis ich zu einer von hohen Felsen umgebenen Schlucht kam, wo ein Wasserfall brauste. Ueber dem Wasser beugten sich kleine Bäume, von deren Endzweigen mächtige Schweife von Tillandsia usneoides hingen, während ihre Stämme und dickeren Aeste von zahlreichen Tillandsia-Rosetten, Peperomia reflexa, kleinen Orchideen und Farnen bedeckt war. Es war also offenbar nicht die zu niedrige Temperatur, welche das Fehlen der Epiphyten im Thal bedingte, sondern der Mangel an hinreichender Feuchtigkeit, obwohl das Klima von Campo alegre nach europäischen Begriffen nicht gerade als trocken zu bezeichnen wäre.
Eingehende Angaben über die Vertheilung der epiphytischen Orchideen
auf der mexikanischen Cordillere verdanken wir
Auf den der epiphytischen Orchideen beinahe ganz entbehrenden atlantischen Küstenstrich folgt mit eintretender Neigung eine feuchtere, noch heisse Region, in welcher die bewaldeten Schluchten viele epiphytische Orchideen (bis 900 m) zeigten. Weit reicher an den letzteren ist indessen die darauf folgende temperirte Region (tierra templada, 900 oder 1000 bis 1800–2000 m); hier herrscht ewige Feuchtigkeit bei einer mittleren, noch wenig schwankenden Temperatur von 18–19° C. Baumfarne sind in dieser Region massenhaft entwickelt. In gleicher Höhe sind die nach dem Centralplateau gerichteten wasserarmen Abhänge sehr arm an epiphytischen Orchideen. Solche treten dagegen nach der zum atlantischen Ocean gerichteten Abdachung noch in grosser Menge in der ebenfalls sehr feuchten kälteren Region (terra fria) auf. Sie nehmen jedoch allmählich nach oben ab und wenige erheben sich über 2800 m. Odontoglossum nebulosum und Cattleya citrina allein erheben sich bis 3200 m, während terrestrische Formen bis gegen 3900 m hinaufgehen.
Eine ausserordentlich üppige epiphytische Vegetation bedeckt
die feuchten südlichen Abhänge des östlichen Himalaya (von
Nepaul bis Bhotan) und die Gebirge von Birma; dieselbe steigt
bis nahe an die Baumgrenze und zeigt je nach der Höhe, bedeutende
Unterschiede. Die epiphytischen Orchideen sind, wie mir
Herr Dr. dies ist auch in der Regel eine Zone sehr
grosser Feuchtigkeit
«. Demselben Niveau scheint auch im östlichen
Himalaya das Maximum der Entwickelung vieler anderer tropischer
Epiphyten, wie Gesneraceen, Rubiaceen, Melastomaceen, Ficus, zu
entsprechen
Ungefähr von 4000′ an treten im östlichen Himalaya, der in
ihrem Charakter noch vorwiegend tropischen Epiphytenformation,
entsprechend der in der Bodenvegetation eintretenden Veränderung,
Ueber die klimatischen Bedingungen, unter welchen die epiphytische
Vegetation in den hohen Regionen des östlichen Himalaya
gedeiht, kann ich, dank den freundlichen Mittheilungen von
Herrn Dr.
Temperatur: Jahresmittel: 51°,8 F= 11
Regenfall: Jahresm.: 120″,33 = 310 cm; Mai–Oktober 112″,06 =285 cm.
Mittlere relative Feuchtigkeit: Jahr: 84 %; Oktober–April:
73–81 %; Mai–September: 95 %
Von Herrn
Die Nilgherries sind trotz ihres tropischen Klimas ärmer an epiphytischen
Orchideen und, soweit ich es aus
Die Nordgrenze des tropischen Urwalds ist auch diejenige einer reichen atmosphärischen Flora und fällt ungefähr mit dem Wendekreise zusammen. Der von dem tropischen durch ausgedehnte Savannengebiete und Wüsten getrennte nordamerikanische Wald weicht von ersterem in seiner systematischen Zusammensetzung, in seiner biologischen Physiognomie wesentlich ab, sogar in den subtropischen südlichen Staaten, welche doch zahlreiche Pflanzen der tropischen Zone aufgenommen haben. Im Gegensatz zu Europa fehlen jedoch im nordamerikanischen Walde die Epiphyten nicht ganz und bieten für die uns gegenwärtig beschäftigenden Fragen hervorragendes Interesse.
Ausgesprochene Anklänge an die Flora des benachbarten Westindiens
zeigen sich namentlich im warmen Süd-Florida, wo die
Strandvegetation noch wesentlich die gleiche ist, wie auf Cuba und
den Bahamas; Hippomane Mancinella, Coccoloba uvifera wachsen
im Sande, während die Lagunen von Mangroven umrahmt sind (Rhizophora,
Laguncularia racem). Auch der Wald enthält manche tropische
Bäume, wie Oreodoxa regia, Canella, Swietenia Mahagony,
Zamia integrifolia, Eugenia-Arten, Burseraceen, Turneraceen, Chrysobalaneen,
Büttneriaceen, Myrsineen etc. Kein Wunder, dass die
Einwanderung tropischer Bodenpflanzen von einer solchen epiphytischer
Gewächse begleitet gewesen ist. Die atmosphärische Vegetation
Süd-Floridas ist aber, im Vergleich zu derjenigen des doch ganz
benachbarten Westindien, sehr arm an Arten und namentlich an
Gattungen. Die daran theilnehmenden Familien sind nur die Farne,
Die epiphytische Vegetation Floridas und der südlichen Vereinigten
Staaten überhaupt setzt sich, soweit ich sie mit Hülfe
eigener Beobachtungen und der Angaben in
Epiphyten der südlichen Vereinigten Staaten.
Clusiaceae.
Clusia flava. — (Trop. Am.)
Bromeliaceae.
Orchideae.
Filices.
Demjenigen, der die soeben aufgezählten Gewächse kennt, wird
es auffallen, dass
Ganz besonders ausgeprägt sind die Schutzmittel gegen Transpiration
bei den drei einzigen epiphytischen Gefässpflanzen, die
über Floridas Grenzen nach Norden dringen, Epidendrum conopseum,
Tillandsia usneoides und Polypodium incanum. Das Epidendrum,
dessen Nordgrenze in Nord-Carolina liegt, ist eine jener derbblätterigen
xerophilen Arten, wie wir sie in der Tropenzone nur
auf den höchsten Baumästen des Urwalds oder in dünnen Savannengebüschen
treffen. Tillandsia usneoides, die etwas nördlicher,
nämlich bis zum 38.° in Virginien dringt, lässt sich kaum trocknen,
und was Polypodium incanum betrifft, das von allen nordamerikanischen
epiphytischen Gefässpflanzen die höchste Breite erreicht (Illinois),
so ist es auch diejenige, die das höchste Maass von Trockenheit
Man wird vielleicht einwenden, dass, da das Klima Nordamerikas
für das Gedeihen verschiedener tropischer Epiphyten nicht
zu trocken ist, obwohl dieselben ihren Ursprung im feuchten tropischen
Urwald genommen haben, dasselbe erst recht das Bestehen
einer autochthonen epiphytischen Vegetation zulassen müsste. Vergegenwärtigt
man sich jedoch, unter welchen Bedingungen die atmosphärische
Vegetation des Tropenwalds sich entwickelt hat, so wird
man das Räthsel unschwer lösen. Die Epiphyten stammen von
terrestrischen Gewächsen ab, die dank der grossen Feuchtigkeit
des tropischen Urwalds auch auf der bemoosten Stammrinde gedeihen
konnten; auf solche Uebergangsstadien zum Epiphytismus,
die noch vorkommen, habe ich früher mehrmals aufmerksam gemacht.
Allmähliche Anpassung erlaubte einem Theil dieser Epiphyten,
aus dem Schatten in das volle Licht zu treten, wo sie der
Trockenheit der Luft entsprechende Schutzmittel erhielten; dadurch
wurden sie aber in den Stand gesetzt, sich ausserhalb der Grenzen
des tropischen Urwalds zu verbreiten, während die gegen Trockenheit
weniger resistenten Formen des Schattens und Halbschattens
an denselben gebunden blieben. Wir haben denn in der That gesehen,
wie diese xerophil gewordenen Epiphyten die dünnen Wälder
So steigt das so gemeine Polypodium vulgare in Nordamerika ebensowenig auf die Bäume, wie in Mittel- und Nord-Europa, während es in den Wäldern gewisser sehr feuchter Gebiete, z. B. in Portugal, auf den canarischen Inseln, oft massenhaft die Stämme und Aeste umhüllt. Der erste Schritt zu einem autochthonen Epiphytismus war unmöglich – letzterer musste daher ganz ausbleiben, während für die xerophil gewordenen Epiphyten der Tropen die Feuchtigkeit in Nordamerika gross genug war. So erklärt sich in einfacher Weise die beim ersten Blicke so befremdende Erscheinung, dass die epiphytische Vegetation Nord-Amerikas ausschliesslich tropischen Ursprungs sei.
Ueber den Antheil, den die epiphytischen Gewächse an dem Charakter
der Vegetation in den südlichen Vereinigten Staaten nehmen, ist
in den Floren nichts enthalten. Einige Beobachtungen darüber habe ich
auf einer raschen Excursion, die ich im Anfang des Frühjahrs
6. Die maassgebende Bedeutung der atmosphärischen Feuchtigkeit für die Entwickelung und Verbreitung von Pflanzen epiphytischer Lebensweise kommt im temperirten Südamerika noch weit deutlicher zum Vorschein als in Nordamerika. Die Erscheinungen sind in Argentinien einerseits, in Süd-Chile andererseits sehr ungleichartig und verlangen daher eine getrennte Behandlung.
Während die Wälder des temperirten Nordamerika von den tropisch-mexikanischen durch ein Steppengebiet getrennt sind, setzt sich der brasilianische Urwald nach Süden an den östlichen Abhängen der Anden und der Küstengebirge (Serra Gerál), sowie längs der Ufer des Paraná und Paraguay bis weit über den Wendekreis hinaus fort und verliert nur ganz allmählich seinen tropischen Charakter. Letzterer ist in den Küstenwäldern Süd-Brasiliens noch unverändert, und diese sind sehr reich an Epiphyten, während in dem schmalen Streifen dichten Urwalds, der auf gleicher Breite und in gleicher Richtung längs der Anden zieht, und noch mehr in den ebenfalls dichten Galleriewäldern der Ufer des Paraná und Uruguay die atmosphärische Vegetation schon formenarm ist. Die Savannenwälder und Gebüsche des inneren und südlichen Argentiniens (Gran Chacó, Monte und Pampas) sind noch weit ärmer an Epiphyten als die ihnen entsprechenden Catingas und Carrascos des inneren Brasiliens und die ähnlichen Bildungen der Llanos Venezuelas und Guianas. Die Gebüsche des östlichen Patagoniens enthalten nur noch einige, wenige Tillandsia-Arten.
Während die Floren und Reiseberichte über das tropische
Amerika die Standortsverhältnisse der Pflanzen meist arg vernachlässigen,
sind dieselben in den für die Pflanzengeographie Südamerikas
höchst werthvollen Arbeiten
Epiphyten Argentiniens.
Cactaceae.
Araliaceae.
#Nicht näher bez. Art. (
Piperaceae.
Araceae.
Bromeliaceae.
Orchideae.
Filices.
Die vorhergehende Liste ist in mancher Hinsicht sehr lehrreich.
Zunächst fallt es auf, dass die beiden am weitesten in die
nördliche Zone eindringenden Epiphyten, Till. usneoides und Polypodium
incanum, auch in Argentinien zu denjenigen gehören, die
sich am weitesten vom Wendekreis entfernen. Hierin werden dieselben
jedoch noch von Tillandsia recurvata, die auch in Florida
vorkommt, und einigen endemisch argentinischen Arten aus der
Verwandtschaft der letzteren übertroffen; es ist bekannt, dass
Pflanzentypen an der Grenze ihres Verbreitungsbezirks sehr grosse
Neigung zum Ausarten und Variiren besitzen, und diesem Umstand
scheint der reiche argentinische Formenkreis von Till. recurvata
(Untergatt. Diaphoranthema) seinen Ursprung zu verdanken. Die
beiden einzigen Epiphyten, die in die patagonische Region übertreten,
sind Till. bryoides und Till. Nappii, beide auch in ganz
Argentinien verbreitet, letztere jedoch in Patagonien eine besondere
Varietät, Darwinii
Die atmosphärische Vegetation Argentiniens zeigt noch darin
eine andere bedeutsame Analogie mit derjenigen der Vereinigten
Staaten, dass
Die Arbeiten von
Den grössten Reichthum an Arten und Individuen zeigt die epiphytische
Genossenschaft in den subtropischen Wäldern des Nord-Westens
(23–28° S. B.), »diese Region ist bedingt durch
die hohen Felsenstirnen
der Cordilleren und ihrer Ausläufer (zu denen auch der
Aconquija-Stock gehört), welche sich dem mit Dünsten beladenen, vom
Atlantischen Ocean kommenden Winde entgegenstemmen und ihm seine
Feuchtigkeit entziehen.
« (bekleidet den unteren Theil der Berghänge; … auf ihn
folgt nach oben, jedoch nicht überall, die Pino-Region (Podocarpus
angustifolia), auf diese die Aliso-Region (Alnus ferruginea var. Aliso);
darauf die Queñoa-Region (Polylepis racemosa), endlich die alpine Region
(Wiesen).
« Diese Regionen sind nicht streng parallel, sondern
zeigen mancherlei Unregelmässigkeiten, auf welche hier nicht eingegangen
zu werden braucht.
Der subtropische Hochwald besteht aus sehr ungleich hohen, zum
Theil mächtigen Bäumen, deren Zwischenräume von Lianen und ziemlich
dichtem Unterholz eingenommen sind, während Farne oder, an
helleren Stellen, Gräser und verschiedene Kräuter den Boden überziehen.
Die Elemente des Waldes zeigen noch viele Anklänge an
Brasilien (Nectandra, Eugenia, Tecoma, Cedrela brasiliensis var. australis,
Croton, Acalypha, Boehmeria, Abutilon, Malpighiaceen, Sapindaceen,
Passifloren etc.); von den auffallenderen Bestandtheilen des brasilianischen
Küstenwalds gleicher Breite fehlen z. B. die Palmen, Cecropien,
Feigenbäume, Baumfarne, epiphytische und kletternde Araceen etc.
(Näheres über diese Wälder namentlich bei
In der Pino- und namentlich der Aliso-Region (3500–7000′) sind die epiphytischen Bromeliaceen und Farne weniger mannigfach, die Orchideen seltener geworden, die Rhipsalis verschwunden; von den Peperomien ist nur P. reflexa verblieben, diejenige Art, die wir auch auf der Serra de Picú in Brasilien am höchsten trafen und die, wie ihr häufiges Vorkommen in Savannen zeigt, neben niederer Temperatur auch Trockenheit gut verträgt. Tillandsia usneoides ist in dieser Region häufiger als in der subtropischen.
Auf den zu lockeren Gebüschen vereinigten oder einzeln stehenden Queñoa-Bäumchen, die in der nach ihnen genannten Region den Baumwuchs allein noch darstellen, wächst die Tillandsia usneoides weit reichlicher als in den tieferen Regionen, während die übrigen Epiphyten beinahe ganz fehlen.
Der subtropische Uferwald am Uruguay und Paraná, der, längs der Nebenflüsse des letzteren sich fortsetzend, mit dem Andenwald zusammenhängt, setzt sich zum grossen Theil aus den gleichen Elementen wie dieser zusammen. Die Epiphyten sind jedoch, wenigstens in der südlichen Provinz Entre-Rios, spärlicher als im Andenwald und enthalten nur ein charakteristisches, dem letzteren fehlendes Element, Oncidium bifolium; im Uebrigen finden wir in demselben nur xerophile Tillandsien (T. dianthoides, ixina, unca, usneoides) und kleine Polypodien (P. incanum, vaccinifolium). Der ganze Charakter der atmosphärischen Vegetation deutet auf grössere Trockenheit als im Andenwald.
In den weniger dichten Wäldern der Gran Chaco-, Monte- und
Pampas-Region ist die epiphytische Vegetation noch mehr ausgesprochen
xerophil und auf einige graue Tillandsien aus den Untergattungen
Anoplophytum und Diaphoranthema, sowie kleine Polypodium-Arten
7. Dem tropisch-amerikanischen Urwalde entspricht vollkommen,
in Bezug auf die Ueppigkeit und Reichhaltigkeit seiner Epiphyten,
der indisch-malayische; auch in diesem finden wir solche Gewächse
nur da reichlich vorhanden, wo ihnen grosse Feuchtigkeit zur Verfügung
steht, und diejenigen Formen, die auf Savannenbäumen vorkommen,
dürften, ähnlich wie in Amerika, als Flüchtlinge aus dem
Urwald zu betrachten sein. Es liegt nicht in meiner Absicht, einen
genauen Vergleich zwischen den Epiphyten der westlichen und der
östlichen Hälfte des Tropengürtels auszuführen; abgesehen davon,
dass derselbe dem schon Gesagten wahrscheinlich nichts sehr Wesentliches
hinzufügen würde, fehlt es mir für einen solchen Vergleich
an eigenen Beobachtungen. Von Interesse ist es dagegen, und auf
Grund der vorliegenden Litteratur durchführbar, zu untersuchen,
inwiefern die extratropischen Wälder der östlichen Hemisphäre,
ähnlich wie die der westlichen, Colonisten aus der indo-malayischen
Epiphytenformation erhalten haben. Die südlichen atlantischen
Staaten Nordamerikas, namentlich Louisiana, Alabama und
Florida, haben ein klimatisches Aequivalent in den südlichen
Inseln Japans, die, ungefähr auf derselben Breite wie jene gelegen,
ihnen auch in Bezug auf Temperatur und Feuchtigkeit
vollständig vergleichbar sindThere are but few districts in the world which compare with
Japan as regards the quantity and distribution of the yearly rainfalls.
This would chiefly be the case with the Gulf States of North-
(
Bemerkenswerth ist, dass die epiphytische Genossenschaft Japans zwei Arten mit Florida gemeinsam hat, Vittaria lineata (auf Kiusiu) und Psilotum triquetrum; beide Arten sind übrigens tropische Ubiquitären.
Das Verhalten der Epiphyten im extratropischen Australien ist
demjenigen derselben in Argentinien vergleichbar. Die tropischen
Urwälder von Nord-Australien und Queensland, die von
Während die Süd-Staaten Nordamerikas und Argentiniens keine
autochthonen, sondern nur tropische, epiphytische Gefässpflanzen
enthalten, kommen in Australien und in Japan ein paar Farne vor,
die an Ort und Stelle die epiphytische Lebensweise angenommen
haben; es sind überhaupt die Farne, die sich unter allen Gefässpflanzen
8. Nach den Ergebnissen, zu welchen wir in Bezug auf das
temperirte Nord-Amerika und Argentinien gelangt sind, könnte man
geneigt sein, anzunehmen, dass das extratropische Amerika seine
epiphytische Vegetation, mit Ausnahme der Moose und Flechten,
ausschliesslich aus dem tropischen erhalten habe. Die Sache verhält
sich jedoch anders. wo die Niederschläge so massenhaft fallen und die Tage
des Regens und umwölkten Himmels so häufig auftreten, wie es
ausserhalb der Tropenzone sonst nur an wenig vereinzelten Orten
vorkommt
«
Ich habe versucht, die Epiphyten des antarktischen Waldgebiets nach der Litteratur zusammenzustellen. Die Liste ist, trotz meiner Bemühungen, jedenfalls, namentlich was die Farne betrifft, unvollständig geblieben.
Epiphyten des antarktischen Waldgebiets, speciell Süd-Chiles.
Die mit einem # versehenen Arten sind in
Filices.
Liliaceae.
Bromeliaceae.
Rhodostachys bicolor. (Südl. Grenze 42° n.
Piperaceae.
Peperomia australia.
Gesneraceae.
Cornaceae.
?Griselinia sp.
Der merkwürdigste Bestandtheil der Epiphytengenossenschaft Süd-Chiles ist die einer ganz antarktischen Smilaceengruppe gehörende Gattung Luzuriaga, von welcher die eine Art einen strauchigen, die andere einen kletternden Epiphyten darstellt.
Wenn es sich bestätigt, dass die Gattung Griselinia in Süd-Chile
epiphytisch wächst, was, nach
Dass das antarktische Waldgebiet eine von derjenigen des tropischen Amerika wesentlich abweichend zusammengesetzte Epiphytengenossenschaft besitzt, kann uns bei seiner niederen Temperatur und seiner Trennung vom tropischen Waldgebiete durch ausgedehnte Länder, welche, wegen Mangels an Feuchtigkeit, der Durchwanderung tropischer Typen grosse Schwierigkeiten entgegensetzen, nicht wundern. Die Flora des antarktischen Waldgebiets besitzt, in Folge dieser Umstände, überhaupt mehr den Charakter einer Inselflora als denjenigen des Theils eines Continents.
Bei der grossen Verbreitungsfähigkeit der Epiphytengenossenschaft
könnte man vielleicht denken, dass letztere im antarktischen
Amerika doch nicht autochthon sei, sondern sich aus Emigranten des
östlichen Theils der Tropenzone recrutirt habe, und zwar durch Vermittelung
der temperirten Süd-Seegebiete, die in ihrer Vegetation
so viel Aehnlichkeit mit dem antarktischen Waldgebiet besitzen,
dass
Diese verschiedenen Gebiete des altoceanischen Florenreichs
enthalten theilweise allerdings einige Epiphyten, die tropischen Gattungen,
theilweise sogar Arten der östlichen Hemisphäre angehören.
Der antarktische Wald ist übrigens nicht das einzige extratropische Gebiet, wo die einheimischen Gewächse sich der Lebensweise auf Bäumen anbequemten. Das auf derselben Breite gelegene und klimatisch mit Süd-Chile sehr ähnliche Neu-Seeland hat vielmehr ebenfalls, ausser einigen tropischen Einwanderern, eine Anzahl autochthoner Epiphyten aufzuweisen.
Epiphyten Neu-Seelands.
Lycopodiaceae.
Filices.
Liliaceae.
Orchideae.
Piperaceae.
Peperomia Urvilleana.
Die epiphytische Genossenschaft ist in Neu-Seeland reicher an tropischen Typen als in Süd-Chile, und unter denselben befindet sich Psilotum, das im tropischen und subtropischen Amerika, wie auch in den feucht-warmen Gebieten der alten Welt weit verbreitet, das antarktische Waldgebiet nicht erreicht. Der eigenartigste Bestandtheil der Epiphytengenossenschaft Neu- Seelands und, neben Farnen, der gewöhnlichste ist, ähnlich wie in Süd-Chile, eine ziemlich formenreiche Liliacee, Astelia, die sich in ihrer Lebensweise an die Bromeliaceen anzuschliessen scheint.
Die Uebereinstimmung zwischen der Zusammensetzung der
Epiphytengenossenschaft in Neu-Seeland und Süd-Chile ist geringer,
als man sie bei der scheinbar grossen klimatischen Aehnlichkeit beider
Gebiete erwartet haben dürfte; sie beschränkt sich auf drei Farne,
Hymenophyllum rarum, H. aeruginosum und Polypodium australe,
die in der südlichen temperirten Zone überhaupt, das erstere auch
auf Ceylon etc., sehr verbreitet sind. Die Ursache davon scheint
jedoch eher in klimatischen Einflüssen als in dem Mangel an Verbreitungsmitteln
zu liegen, indem jedes der Gebiete den eigenartigsten
der Typen, aus welchen die epiphytische Genossenschaft
des anderen sich recrutirt hat, besitzt. Eine nicht epiphytische
Astelia wächst nämlich an der Magellanstrasse, während eine (epiphytische?)
Süd-Chile und Neu-Seeland besitzen nur wenige epiphytische Arten, die Wälder beider Gebiete stehen in dieser Hinsicht weit hinter denjenigen des tropischen Amerika und des indo-malayischen Florenreichs zurück. Die Ursache dieser Armuth ist nicht schwer zu errathen. Süd-Chile und Neu-Seeland besitzen überhaupt eine wenig formenreiche Flora und konnten daher nur wenige autochthone epiphytische Arten erzeugen, indem die Fähigkeit, die terrestrische Lebensweise gegen die epiphytische zu vertauschen, wie wir es gesehen, eine Constellation von Eigenschaften voraussetzt, die sich nur bei relativ wenigen Pflanzen befindet. Andererseits standen der Einwanderung von Epiphyten aus den Tropen, dem Austausch zwischen Neu-Seeland und Süd-Chile klimatische und topographische Hindernisse entgegen, welche die Bereicherung auf solchem Wege sehr einschränkten. Ganz anders in den tropischen Waldgebieten der neuen und der alten Welt. Hier auch müssen wir annehmen, dass eine neue Form, welche die zur epiphytischen Lebensweise nöthigen Eigenschaften vereinigte, relativ nur selten entstand; war sie aber einmal gebildet, so trugen Wind und Vögel ihre Samen in kurzer Zeit von einem Ende des Waldes zum anderen, wo bei der Gleichmässigkeit der klimatischen Bedingungen der Kampf gegen die Mitbewerber allein über ihr Fortbestehen entschied. Bei der ungeheuren Ausdehnung der tropischen Wälder, dem Formenreichthum ihrer Flora musste die epiphytische Genossenschaft eine reichere werden als in den kleinen, abgeschlossenen Gebieten der australen temperirten Zone; der Endemismus musste sich in derselben aber noch weit schwächer erhalten als in der Bodenvegetation.
Das wesentlichste allgemeine Resultat, zu welchem uns die Betrachtung
der epiphytischen Flora im antarktischen Amerika und in
Neu-Seeland führt, ist, dass, ähnlich wie in den hohen Regionen
tropischer Gebirge,
9. Dass Feuchtigkeit der maassgebende Factor für das Auftreten
atmosphärischer Gewächse ist, ergibt sich überall in deutlichster
Weise aus den vorhandenen meteorologischen Angaben.
Diese Nebel tränken
die Pflanzen in der trockenen Zeit und gestatten für die Flussufer
eine abweichende und üppige Vegetation«
(Kühl ist dann (d. h. am
Morgen) die Luft, und das Blätterdach des schwimmenden Hauses
träuft von dem Thaue der nächtlichen Fahrt, als sei soeben ein
heftiger Platzregen gefallen.
«
Ausserhalb der Wendekreise haben in Amerika nur wenige
Gebiete sehr beschränkter Ausdehnung über 200 cm Regen; es sind
Die ausgedehntesten Gebiete grosser atmosphärischer Feuchtigkeit befinden sich in der östlichen Hemisphäre wiederum zwischen den Wendekreisen, und zwar vorwiegend im nordöstlichen Indien (Sikkim etc.), auf der Malayischen Halbinsel, dem Malayischen Archipel, den Philippinen und Süd-China. In Afrika sind die Gebiete, wo die jährliche Regenmenge 200 ccm übersteigt, von viel geringerer Ausdehnung; daraus dürfte sich zur Genüge die vielfach angestaunte Armuth der Epiphytengenossenschaft in Afrika erklären.
Neu-Seeland und Süd-Chile sind denn auch die einzigen extratropischen Gebiete, die autochthone phanerogamische Epiphyten aufzuweisen haben. In feuchteren Gebirgsgegenden der temperirten Gebiete sieht man zuweilen die Farne des Bodens auch auf den Bäumen wachsen, so an der atlantischen Küste Europas Davallia canariensis, Asplenium Hemionitis und das in den feuchten Gebieten der ganzen Welt verbreitete Hymenophyllum tunbridgense.
In den feuchten Anlagen von Cintra bei Lissabon habe ich Polypodium
vulgare auf vielen Bäumen gesehen, und die gleiche Farnart,
allerdings in einer etwas abweichenden Varietät (var. Teneriffae)
bildet mit Davallia canariensis und Asplenium Hemionitis eine ziemlich
üppige atmosphärische Vegetation in den feuchten Wäldern der
Nebelregion auf Teneriffa (ob Matanzas an der vom Wind
bestrichenen feuchten N.O.-Seite der Palmenstämme bis in deren
Wipfel empor
« (
In den Gebieten mit geringerer Regenmenge finden wir autochthone Epiphyten nicht, wohl aber stellenweise xerophile Auswanderer aus den feuchten Gebieten, z. B. in den Llanos Venezuelas, den Campos und Catingas Brasiliens zwischen den Wendekreisen; in den südlichen Staaten Nord-Amerikas und in Argentinien ausserhalb derselben. Das Fehlen der Epiphyten ist unzweifelhaft auf die geringe Menge und ungleichmässige Vertheilung der Niederschläge während der Vegetationsperiode zurückzuführen.
Gänzlich fehlen die epiphytischen Gefasspflanzen in den Gebieten,
deren Temperatur das Gedeihen tropischer Einwanderer
nicht mehr erlaubt und deren Feuchtigkeitsverhältnisse diesen Uebergang
terrestrischer Gewächse auf die Baumrinde nicht gestatten,
wie in Nord-Amerika nördlich vom 38.°, oder wo bei anscheinend
günstigen klimatischen Bedingungen, die das Gedeihen xerophiler
Colonisten der tropischen epiphytischen Floren ermöglichen würden,
einer Einwanderung solcher unüberwindliche Hindernisse entgegenstehen,
wie in den Mediterranländern, die durch beinahe baumlose,
für jede atmosphärische Vegetation viel zu trockene Steppen und
Dass hygrophile und überhaupt autochthone Epiphyten in Gebieten
mit mehrmonatlicher, nahezu regenloser trockener Jahreszeit
vorkommen, ist mir mehr denn zweifelhaft; so fehlen solche in
der Provinz Ceara, die grossen Dürren
An epiphytische Lebensweise angepasste Pflanzenarten sind, nach dem Vorhergehenden, in Amerika ausschliesslich im tropischen und im antarktischen Walde entstanden. In beiden beruht der Ursprung der Epiphytengenossenschaft auf der Thätigkeit des Windes und der Thiere, die die Samen der Bodenpflanzen auf die Bäume trugen, auf der atmosphärischen Feuchtigkeit, welche die normale Entwickelung der Pflanzen aus diesen Samen ermöglichte. Manche Pflanzenarten vermochten sich ebensowohl auf dem Boden, wie auf den Bäumen zu behaupten, und erhielten daher keine Anpassungen an epiphytische Lebensweise, während andere nur dem Umstande, dass sie auf Bäumen (und theilweise auf kahlen Felswänden) gedeihen konnten, ihr Fortbestehen im Kampfe ums Licht verdankten. Solche Pflanzen passten sich der epiphytischen Lebensweise mehr oder weniger vollkommen an, zum Theile jedoch ohne die Fähigkeit einzubüssen, unter günstigen äusseren Verhältnissen auch als Bodenpflanzen zu leben; die Anpassungen sind nämlich vielfach nicht derart, dass sie terrestrische Lebensweise ausschliessen; letzteres ist jedoch häufig, am auffallendsten bei der wurzellosen Tillandsia usneoides, bei Aëranthus-Arten mit assimilirenden Wurzeln etc. der Fall.
Von den durch den Kampf ums Licht wesentlich auf epiphytische
Lebensweise angewiesenen Arten verblieben die einen im
Schatten und Halbschatten, während vollkommenere Anpassung eine
grosse Zahl anderer in den Stand setzte, an der Oberfläche des
Laubdaches das direkte Sonnenlicht zu geniessen. Während die
ersteren ausgesprochen hygrophil verblieben und den feuchten Urwald
nicht verliessen, waren die Sonnenepiphyten relativ xerophil
geworden und konnten daher auch ausserhalb des Urwalds leben.
In der That haben sich diese xerophilen Elemente der Epiphytengenossenschaft
weit über die Grenzen des Urwalds hinaus verbreitet;
sie haben die Savannenwälder des inneren tropischen Amerika
Der zweite amerikanische Bildungsherd epiphytischer Gewächse, der antarktische Wald, hat eine weit weniger reiche epiphytische Vegetation als der tropische aufzuweisen, was auf seine kleine Ausdehnung und die Gleichartigkeit seines Klimas zurückzuführen ist. Auch die antarktische Epiphytengenossenschaft hat tropische Colonisten erhalten, jedoch nur in sehr geringer Zahl, eine Folge der niederen Temperatur und der gleichsam insularen Lage des antarktischen Waldes, der von dem tropischen durch Wüsten und Pampas, wo das epiphytische Leben so gut wie ganz fehlt, getrennt ist.
Von den drei Waldgebieten Amerikas haben, nach dem Gesagten,
nur zwei autochthone Epiphyten aufzuweisen. Epiphyten
fehlen im pacifisch-nordamerikanischen Walde gänzlich und
im atlantischen nur durch tropische Colonisten vertreten.
Als die Ursache des Fehlens autochthoner Epiphyten in den nord-amerikanischen
Wäldern haben wir die unzureichende Menge der
atmosphärischen Niederschläge und den zu geringen Dampfgehalt
der Luft erkannt. Während im feuchten tropischen und antarktischen
Walde viele Pflanzen des Bodens auf den Bäumen gedeihen
und dann, durch allmähliche Anpassung, relativ xerophil werden
konnten, war in den weniger feuchten nordamerikanischen Wäldern
der erste Schritt, der Uebergang der terrestrischen Gewächse auf
die Bäume, unmöglich und hiermit die Entstehung einer autochthonen
Epiphytengenossenschaft von vornherein ausgeschlossen. Dagegen
ist die Feuchtigkeit in einem grossen Theile des nord-amerikanischen
Waldgebiets für die xerophil gewordenen Epiphyten
der Tropen hinreichend gross, und wir sehen diese daher überall
nach Norden dringen, wo Sommerregen herrschen. So kam die
eigenthümliche Erscheinung zu Stande, dass der temperirte nord-amerikanische
Wald eine ausschliesslich tropische atmosphärische
1. Pflanzengeographische Untersuchungen sind bis jetzt beinahe stets in Zusammenhang mit der Systematik ausgeführt worden. Zur Charakteristik der Vegetation der einzelnen Gebiete bringt man die Aufzählung der Bestandtheile ihrer Flora, und die Grenzen derselben werden nach den Arealen bestimmter Pflanzengruppen bestimmt; wo die Physiognomie der Flora in Betracht gezogen wird, benutzt man zu ihrer Charakteristik die sogenannten Vegetationsformen, durch welche bloss ein vager Begriff des landschaftlichen Eindrucks, aber kein Einblick in die diese Physiognomie bewirkenden Ursachen gewonnen wird.
Dass die Verknüpfung von Systematik und Pflanzengeographie
durchaus berechtigt ist, geht aus dem bis jetzt auf diesem Gebiete
Geleisteten mit Sicherheit hervor und bedarf hier keiner weiteren
Ausführung. In der vorliegenden Arbeit habe ich jedoch eine andere
Richtung in der Pflanzengeographie eingeschlagen, die, von
der Systematik ganz absehend, von den Wechselbeziehungen zwischen
der Pflanze und ihrer Umgebung ausgeht, um zunächst die verschiedenartige
Physiognomie der Floren unserem Verständniss näher
zu bringen, und einst vielleicht, in Verbindung mit der systematischen
Pflanzengeographie und der Paläontologie, uns einen Einblick in
die Entwickelungsgeschichte der Pflanzenwelt und die Betheiligung
äusserer Einflüsse an derselben gewähren wird. Es sei ausdrücklich
bemerkt, dass ich, mit
Neu ist die biologische Pflanzengeographie übrigens nicht, indem
sich in
Die von der Systematik unterschiedenen Gruppen, an deren Natürlichkeit ich keine Veranlassung habe zu zweifeln, beruhen auf Merkmalen, die in keinem erkennbaren Zusammenhang mit den Lebensbedingungen stehen. Die systematische Pflanzengeographie verzichtet daher von vornherein auf jede Erklärung; sie lehrt aber die Centren kennen, aus welchen ein neuer Typus sich verbreitet hat, und zeichnet die von ihm eingenommene Area. Die biologische Pflanzengeographie verfolgt diesen neuen Typus in seinen Wechselwirkungen mit der Umgebung, versucht die äusseren Einflüsse festzustellen, welche die Variationen in bestimmte Bahnen lenkten, diejenigen, welche die Ausbreitung neuer Formen begünstigten oder hemmten. Zur Lösung solcher Fragen müssen wir aber, im Gegensatz zu den systematischen Pflanzengeographen, von denjenigen Merkmalen ausgehen, deren Beziehungen zu der Umgebung am klarsten sind, und, da wir aus vereinzelten Erscheinungen keine sicheren Schlüsse ziehen können, die Pflanzen, ohne Rücksicht auf ihre Verwandtschaft, nach der Natur ihrer Anpassungen gruppiren.
In dieser Arbeit haben wir die epiphytisch lebenden Gewächse
zu einer solchen Gruppe vereinigt. Wir wussten, dass, während in
den Wäldern der meisten temperirten Gebiete im Kampf ums Licht
Aufgabe der biologischen Pflanzengeographie ist es auch, zu
untersuchen, warum die Pflanzendecke in Standortsfloren oder Genossenschaften
Die Untersuchung der Standortsfloren ist aber nicht für sich allein von Interesse; die Existenzbedingungen haben vielfach nachweisbar einen wesentlichen Einfluss auf die Grösse der Verbreitungsgebiete, und eine genaue Kenntniss derselben wird daher die an die Wanderungen der Gewächse sich knüpfenden Probleme lösen helfen.
2. Bei der Darstellung der Flora einer Gegend oder einer
Familie in ihren Wechselbeziehungen mit der Umgebung tritt meist
eine grosse Unbestimmtheit zum Vorschein, indem zwischen den
einzelnen Factoren nicht scharf genug unterschieden wird. Dieses
ist auch begreiflich, da die systematische Pflanzengeographie von
Gruppen ausgeht, deren charakteristische Merkmale keine nachweisbaren
Anpassungen an äussere Einflüsse zeigen. Dadurch, dass
die biologische Pflanzengeographie die nach den Lebensbedingungen
Hat man denjenigen Factor festgestellt, dem eine Gruppe gleichartiger
Modificationen ihre Entstehung verdankt, so ist zu untersuchen,
in wiefern
In der That glaube ich die physiognomischen Eigenthümlichkeiten
des tropischen Urwalds beinahe sämmtlich auf die grosse
Feuchtigkeit des Klimas zurückführen zu können, da die Wälder
der trockeneren Savannengebiete ein ganz anderes Gepräge besitzen.
Die Bäume des Savannenwalds sind, der grossen Mehrzahl
nach, nur einen Theil des Jahres belaubt und zeigen nie die Frondosität,
die Mannigfaltigkeit der Blattformen des Urwalds; im
letzteren erfordern die geringe Beleuchtung und die Transpiration
eine möglichst grosse Laubfläche, die Formbildung der Blätter aber
ist durch keine äusseren Einflüsse in Schranken gehalten, während
im Savannenwalde die grössere Transpiration eine Reduction
des Laubs, eine Bevorzugung gewisser Blatttypen bedingte. Die
Bäume mit flügelförmigen Holzplatten an ihrer Basis, die sich
in allen Urwäldern wiederfinden, fehlen ebenfalls in Folge der
grösseren Transpiration; im Urwalde nämlich kann sich der Baum
mit einem schmalen Transpirationsstrom begnügen und lässt daher
die in der Pflanzenwelt überall zum Vorschein tretende Sparsamkeit,
in der Stammbildung zur Geltung kommen; der Stamm wird im
Verhältniss zur Krone dünn und durch Strebepfeiler aufrecht gehalten,
während in der Savanne, wie in unseren Wäldern, der
Transpirationsstrom einen dicken Stamm erfordert. Epiphyten
Die Ursache dieser Aehnlichkeit des antarktischen mit dem brasilianischen
Urwalde ist in dem überaus nassen Klima zu suchen,
über welches der grosse Forscher so sehr klagt.
Die ungleiche Feuchtigkeit ist demnach die klimatische Ursache
der ungleichen Physiognomie des nordamerikanischen Urwalds
einerseits, des tropischen und antarktischen andererseits. Sie erklärt
uns, warum der Kampf ums Licht in Gestalt und Lebensweise
der Gewächse in den beiden letzteren Wäldern so viel mehr zum
Ausdruck kommt als in dem ersteren. Die Entwickelung der
Vegetation aller Wälder ist durch zwei in entgegengesetzter Richtung
wirkende Factoren beherrscht, dem Lichtbedürfniss und demjenigen
nach Feuchtigkeit. Das erstere treibt die Gewächse in die
Höhe, das letztere zieht sie nach unten; das erstere begünstigt die
Ausdehnung des Laubs, das letztere schränkt sie ein. Wo Feuchtigkeit
in Boden und Luft überreichlich vorhanden, da kann die
Vegetation ihrem Triebe nach dem Lichte beinahe unbehindert
folgen, die Stämme der Holzgewächse werden schlank und dünn,
die Kronen locker, oft schirmformig, Kräuter und Sträucher,
sogar Bäume verlassen den Boden, um sich auf dem Laubdache
oder auf kahlen Felsen im vollen Lichte zu entwickeln. Wo die
Nach Abschluss der Correctur der letzten Bogen wurde mir
von Herrn Dr.
Tillandsia bracteata ist die in Mexico und Westindien sehr verbreitete
und längst bekannte T. fasciculata
[Illustration: Tafel I.]
Epiphytischer Feigenbaum mit den Stamm des Wirthbaums umgebender
Wurzelröhre und stelzenartigen Stützwurzeln. Auf der Wurzelröhre
zwei junge epiphytische Bäume. Sikkim-Himalaya. Nach
der Natur gemalt von Frau Generalforstinspektor Dr.
[Illustration: Tafel II.]
Eiche (Quercus virens) mit Tillandsia usneoides. Florida. Nach
einer Photographie gemalt von
[Illustration: Tafel III.]
[Illustration: Tafel IV.]
Tillandsia bulbosa. Natürl. Grösse. Mit Benutzung einer Tafel
des Botanical Magazine nach der Natur gemalt von
[Illustration: Tafel V.]
Tillandsia circinalis. Natürl. Grösse. Nach der Natur gemalt von
[Illustration: Tafel VI.]
Samen von Epiphyten.
Fussnoten
Vom Korrekturleser wurden mehrere Änderungen am Originaltext vorgenommen.
Es folgen paarweise Textzeilen im Original und in der vorliegenden geänderten Fassung.